Die Stadt Steyr, Nachkriegszeit – Besatzung – Wiederaufbau 1945 - 1955

262 inhaftierte Nationalsozialisten, die alle nach ihrer Entlassung in die Evangelische Kirche eintreten.“510 Die Einstellung zum Nationalsozialismus ändert sich aber schnell, als die dunkle Seite des Nationalsozialismus zum Vorschein kommt: viele junge Mitglieder der Evangelischen Kirche müssen einrücken und verlieren ihr Leben, zahlreiche Flüchtlinge erreichen Steyr und brauchen Hilfe, mehr als 800 Mitglieder der Evangelischen Kirche treten aus der Religionsgemeinschaft aus, weil sie der NSPropaganda erliegen. Nach Kriegsende folgen herausfordernde Jahre der sozialen Unterstützung und des Mithelfens, dass sich das Leben wieder in normalen Bahnen zu entwickeln beginnt. 1971 wurde der Stadtteil Münichholz von der Pfarre Steyr ausgegliedert und die Basis für die neugegründete evangelische Pfarrgemeinde A. B. SteyrMünichholz gelegt. Auf Grund von starken Mitgliederrückganges wurde die Pfarre in Münichholz 1998 wieder geschlossen. 2011 wurde in Münichholz eine evangelische Privatschule mit Öffentlichkeitsrecht mit dem Namen „ImPuls Schule“ gegründet; 2014 erfolgte die Gründung eines Reformpädagogischen Oberstufenrealgymnasiums der Evangelischen Kirche in Steyr, das den Namen „ROSE“ trägt. Beide Schulen haben einen regen Zulauf und setzen auf der Grundlage der christlichen Werte Schwerpunkte in der individuellen Förderung und in der Hinführung zur persönlichen Verantwortung. Die Evangelische Pfarrgemeinde in Steyr zählt derzeit etwa 2.000 Mitglieder; 1.700 in der Stadt und rund 300 in den Umlandgemeinden bis nach Weyer. Die diversen Veranstaltungen finden seit 2001 im neuen Gemeindehaus statt, weil das Pfarrhaus die Zahl der Besucher nicht mehr aufnehmen konnte. Eine charakteristische Bezeichnung für die evangelische Kirche hatte einmal Alt-Landeshauptmann Dr. Josef Ratzenböck formuliert. „Eine kleine Kirche in unserem Land, aber eine Großmacht der Liebe.“511 510 Ebd. S. 492. 511 Köhrer, Helmuth K., Evangelisches Oberösterreich – heute. Linz 1994. S. 6.

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