258 Armen; Aufhebung des Zölibats; Ablehnung des Papsttums und der Hierarchie in der Kirche; statt sieben nur zwei Sakramente; Ablehnung der Klerikalisierung. 1559 gründete die Stadt die „Evangelische Lateinschule“ im Gebäude des ehemaligen Dominikanerklosters, die bald sehr großen Zulauf hatte und deren Ruf und Einfluss weit über die Grenzen der Stadt und des Landes hinausreichte. „In diesen Jahren, in denen die Reformation in Steyr eingeführt wurde, nämlich in der Zeit von 1543 – 1565 erlebte Steyr einen großen wirtschaftlichen Aufschwung: 260 Häuser, vor allem im Steyrdorf, wurden errichtet, die Zahl der Einwohner stieg um ein Drittel. Steyr war mit knapp 9.000 Einwohnern die zweitgrößte Stadt Österreichs.498 Gegenreformation 1599 setzte die Gegenreformation ein: evangelische Prediger und Lehrer müssen die Stadt verlassen. Während an den katholischen Gottesdiensten nur wenige Gläubige teilnahmen, pilgerten Sonntag für Sonntag bis zu 500 Steyrer Bürger zu den evangelischen Gottesdiensten nach Losensteinleiten oder Stadlkirchen. 1616 gab es noch einmal Zugeständnisse an die evangelischen Stände: Pfarrer, Prediger und Lehrer durften wieder zurückkehren. „Für das evangelische Leben in Steyr folgte eine Blütezeit. Im Jahr 1616 gab es nur noch 18 katholische Bürger in der Stadt. Steyr war eine evangelische Stadt.“499 Dann wieder alles anders: Unter Kaiser Ferdinand II. mussten die evangelischen Pfarrer, Prediger und Lehrer innerhalb einer Woche die Stadt Steyr verlassen. „Reformationskommissionen“ wirkten fortan in der Stadt: Jeder Bürger musste sich einem „Glaubensverhör“ unterziehen. Da die Stadt Steyr im Bauernkrieg 1626 das durchziehende Bauernheer unterstütze, wurde der Rat der Stadt zum Tode verurteilt und hingerichtet. „Die Leiber wurden gevierteilt und an den Zugängen zur Stadt zur Schau gestellt. Das Haupt des Stadtrichters Wolf Madlseder und das Haupt des Stadtschreibers Lazarus Holzmüller wurden auf je einer Säule vor dem Haus von Madlseder am Stadtplatz angebracht. Beide Schädl durften erst bestattet werden, nachdem die Witwen katholisch geworden waren.“ 500 498 Ebd. S. 5. 499 Ebd. S. 5. 500 Ebd. S. 6.
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