252 und in Oberösterreich auch einen Landeshauptmann486, so hielt man sich ab sofort von konkreten parteipolitischen Aktivitäten fern. Diesen Schritt ging auch der Linzer Weihbischof, Joseph Calasanz Fließer487 konsequent, als er in den Maitagen 1945 sowohl von den Christlichsozialen, von den Sozialdemokraten wie auch von der amerikanischen Besatzungsmacht bedrängt wurde, eine provisorische Landesregierung namhaft zu machen. „Es sprach für den hervorragenden Ruf des kleinen Weihbischofs, der zu dieser Zeit noch gar nicht formell zum Diözesanbischof ernannt war, dass er von allen Seiten als unabhängige Instanz geachtet wurde. [……] In den ersten Nachkriegsjahren widersteht der Bischof der Versuchung, höchstpersönlich eine Landesregierung auf die Beine zu stellen. Die Erfahrungen der jüngsten Vergangenheit haben ihn überzeugt: Die Kirche muss ihren eigenen Weg gehen, unabhängig von den politischen Machtverhältnissen.“488 Einen bewussten Bruch mit ihrer Vergangenheit setzt die katholische Kirche in ihrer inneren Struktur: Die katholischen Vereine, einst Vorfeldorganisationen der Christlichsozialen, werden nicht mehr zugelassen. „An die Stelle des politischen Vereinskatholizismus tritt die ‚Katholische Aktion‘, die sich nur kirchlich-religiös betätigen und auf keinen Fall parteipolitische Interessen verfolgen soll.“489 486 Johann Nepomuk Hauser, katholischer Priester und Politiker der Christlich-Sozialen Partei, war von 1899 bis 1927 Abgeordneter zum oberösterreichischen Landtag, ab 1908 auch Reichsratsabgeordneter, von 1908 bis 1927 zugleich Landeshauptmann von Oberösterreich; ab 1919 Zweiter Präsident der Konstituierenden Nationalversammlung in Wien und von 1920 bis 1927 Abgeordneter zum Österreichischen Nationalrat. Quelle: [online: 03.12.2018] Johann Nepomuk Hauser: http://de.wikipedia.org/wiki/Johann_Nepomuk_Hauser. [letzter Zugriff: 24.06.2019]. S. 1. 487 Bischof Joseph Calasanz Fließer, war ein Bischof mit einem klaren „Auftritt“: Zu seiner Biografie gehören zwei Erlebnisse: Er musste in der sechsten Klasse Gymnasium das katholische Kollegium Petrinum in Linz „wegen mancher Bubenstreiche“ verlassen und er war jener Bischof, der versuchte, Franz Jägerstätter von seiner Wehrdienstverweigerung abzuraten. Seine Sorge war, dass es möglichweise mehrere Opfer unter den Priestern und Gläubigen geben könnte, die ähnlich eingestellt und den Nazis bekannt waren. 488 Siehe: Rohrhofer, Franz X.: Oberösterreich 1945 – 1955. S. 136. 489 Ebd. S. 138. Joseph Calasanz Fließer, Bischof von Linz.
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