250 Steinbock, der mit einem Autor zusammen über diese Zeit ein Buch verfasste (Franz Zeiger476: „Die mit Tränen säen – Johann Steinbock - Priester in Dachau, Linz, 2004), kam nach seiner Befreiung zu Fuß nach Steyr zurück, wirkte zuerst in St. Michael, dann von 1947 bis 1951 als Benefiziat477 an der Stadtpfarrkirche Steyr und dann bis 1986 als Stadtpfarrer. Steinbock wirkte auch im hohen Alter noch als Seelsorger, wohnte im Dominikanerhaus; er verstarb knapp vor seinem 95.Geburtstag am 13. Mai 2004 und wurde unter großer Beteiligung der Steyrer Bevölkerung am 24. Mai 2004 im Priestergrab auf dem Steyrer Friedhof beigesetzt. Stadtpfarrer Johann Steinbock war ein für die Bewohner von Steyr sichtbares Opfer des Nationalsozialismus. Ursprünglich ging ja die katholische Kirche davon aus, dass man sich mit dem Regime möglicherweise arrangieren könnte. Nach dem Einmarsch Adolf Hitlers unterzeichnete der damalige Wiener Erzbischof, Kardinal Dr. Theodor Innitzer, am 18. März 1938 – zusammen mit anderen Bischöfen Österreichs, eine „Feierliche Erklärung“ die den Anschluss Österreichs an das nationalsozialistische Deutsche Reich befürwortete. Für die evangelische Kirche verfasste der damalige Superintendent Hans Eder am 9. April 1938 eine ähnlich lautende Erklärung.478 Harter Kulturkampf zwischen Kirche und Nationalsozialismus Die Hoffnung auf eine Zusammenarbeit mit dem neuen Regime erfüllte sich für die christlichen Kirchen nicht, obwohl es gerade in der evangelischen Kirche anfangs durchaus Sympathien für die Ideen des Nationalsozialismus gab.479 Nachdem die kurze „Appeasement-Phase“ der Kirchen vorbei war, bestimmten Verfolgung und Widerstand die folgenden Jahre. Die Nationalsozialisten lösten das Konkordat – geschlossen zwischen dem Vatikan und der österreichischen Regierung auf – und führten den Kulturkampf mit besonderer Härte durch: „26 große Stifte und Klöster und 188 andere Männer- und Frauenklöster wurden aufgehoben, über 1.400 katholische Privatschulen, Heime und Bildungsinstitute geschlossen, das Kirchenvermögen beschlagnahmt, der Religionsfonds (von Kaiser Josef II. aus dem Vermögen 476 Mag. Franz Zeiger ist Pfarrer der Pfarre Linz-St.Peter. 477 Benefiziat ist ein ehemaliger Amtstitel in der katholischen Kirche; oftmals wohnte der Benefiziat nicht direkt im Pfarrhaus und bezog seinen Unterhalt aus einer „Pfründe“. Heute ist der Titel gleichzusetzen mit „Kaplan“. 478 Geschichte des Christentums in Österreich. [online: 17.07.2015]. URL: http://de.wikipedia.org/wiki/Geschichte_des_Christentums_in_Österreich. [letzter Zugriff: 24.06.2019]. S. 9. 479 Ebd. S. 9.
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