249 Funktionären, mit der schlechten Ernährungslage oder der Politik der Nationalsozialisten sein, genauso konnten traumatische Kriegserlebnisse oder Mitleid mit geschundenen KZ-Häftlingen und anderen Opfern des Regimes zum Auslöser werden, sich im Widerstand zu engagieren.“472 Den Oberösterreichern am besten bekannt ist der Widerstand des Wehrdienstverweigerers Franz Jägerstätter aus St. Radegung, der 2007 sogar seliggesprochen worden ist. Jägerstätter begründete seine Entscheidung mit seinem religiösen Gewissen. Er wurde am 6. Juli 1943 in Berlin-Tegel vom Reichskriegsgericht wegen „Zersetzung der Wehrkraft“ zum Tode verurteilt und am 9. August 1943 in Brandenburg enthauptet. Der Stadtpfarrer von Steyr im KZ Dachau Schon als junger Kaplan in Ried im Innkreis tätig, wurde Johann Steinbock, der spätere Stadtpfarrer von Steyr, von den Nationalsozialisten als „Staatsfeind eingeschätzt, dem man die Jugend nicht anvertrauen solle“.473 Um ihn aus der unmittelbaren NS-Gefahr zu nehmen, wurde Steinbock 1939 als Kooperator in die Pfarre St. Michael in Steyr versetzt. Er blieb aber im Focus der Gestapo und wurde im Herbst 1941 verhaftet. „Im Schutzhaftbefehl wurde ihm vorgehalten, er gefährde durch sein Verhalten den Bestand und die Sicherheit des Volkes und des Staates und sei einer Betätigung innerhalb einer illegalen Organisation dringend verdächtig.“474 Johann Steinbock verbrachte in der Folge als erklärter Gegner des Nationalsozialismus die Zeit vom 26. Jänner 1942 bis zum 29. April 1945 (bis zur Befreiung ) im KZ Dachau475. 472 Ebd. S. 256. 473 Johann Steinbock: steyrerpioniere. Eine Sammlung von Materialien zu verdienstvollen Männern und Frauen aus und in Steyr. [ online: 11.08.2011]. URL: http://steyrerpioniere.wordpress.com/2011/08/11/johannsteinbock/. [letzter Zugriff: 23.06.2019]. S. 1. 474 Ebd. S. 1. 475 Jakob Fried, der Wiener Domkapitular von St. Stephan, der selbst von November 1939 bis April 1944 in Dachau im KZ war, hat in seinem Buch „Nationalsozialismus und katholische Kirche, Wien 1947, eine Zusammenstellung über die von den Nationalsozialisten verfolgten Priester veröffentlicht: Laut Fried waren 706 Priester in Gefängnissen, 128 in Konzentrationslagern. Unterschiedliche Angaben gibt es bezüglich der hingerichteten Geistlichen: Fried nennt 15, Prof. Erika Weinzierl, die sich mit dem Thema intensiv auseinandergesetzt hat, spricht von 20 bis 90 und Prof. Maximilian Liebmann aus Graz nennt die Zahl 20! (Maximilian Liebmann: „Heil Hitler – pastoral bedingt. Vom Politischen Katholizismus zum Pastoralkatholizismus“, Wien 2009, S. 110.). Johann Steinbock, der Pfarrer der Stadtpfarrkirche Steyr, war von 1942 an bis Ende April 1945 im KZDachau inhaftiert.
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