233 In Steyr kam es erst sehr viel später zur Errichtung des ersten Supermarktes: „Am 5. September 1972 eröffnete das Warenhaus Gerngross im Bereich des ehemaligen Stadtkinos seinen Supermarkt“.434 Schon damals dürfte es Diskussionen über die „Amerikanisierung des Geschäftslebens“ gegeben haben, denn der Betreiber sah sich veranlasst festzuhalten, dass man dem Kleinhandel nicht geschadet habe, „sondern neue Kundschaft nach Steyr gebracht hat“.435 Mode und Bekleidung Die zweite Welle, die nach dem Stillen des „ersten Hungers“ breite Gesellschaftsschichten erfasste, fand im erhöhten Konsum von Mode- und Bekleidungsstücken ihren Ausdruck. „Nach den Jahren der Entbehrung, des Stopfens und des zerschlissenen Materials, war der Wunsch nach neuer, ordentlicher Kleidung groß – und nun leistete man sich diese auch.“436 Die Kleidung war sozusagen Ausdruck des sozialen Wohlstandes und dadurch sollte das Ansehen gesteigert werden. Die neuen illustrierten Frauen- und Modezeitschriften gewannen großen Einfluss und dienten als „Vorbild und Sehnsuchtsproduzent für modische Kleidung“.437 Ansteigende Löhne und Einkommen fanden im neuen Konsumverhalten der Bevölkerung ihren Ausdruck. „Erhöhter Konsum, gesteigerte Freizeit und Mobilität sowie die Ausstattung der Haushalte mit neuen Innovationen waren nun leistbare Annehmlichkeiten, die ab den fünfziger Jahren ein neues Lebensgefühl einleiteten.“438 434 Siehe Brandl, Manfred: Neue Geschichte von Steyr. Vom Biedermeier bis Heute. S. 127 435 Ebd. S. 127. 436 Siehe Kreuzwieser, Elisabeth: Vom Hunger zum Massenkonsum. S. 2. 437 Ebd. S. 2. 438 Kreuzwieser, Elisabeth: Das Wirtschaftswunder. [online 2005]. http://www.ooegeschichte.at/epochen/1945-2005/das-wirtschftswunder. (letzter Zugriff: 03.06.2019). S. 1. Den ersten Selbstbedienungsladen gab es bereits 1950 in Linz; 1972 öffnete erst der erste Laden in Steyr.
RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2