219 Wochen später mussten bereits 110.000 Exemplare gedruckt werden. Die Lizenz wurde einem Verlegergremium erteilt, dem unter anderem der Linzer Bürgermeister Dr. Ernst Koref und der spätere Nationalratspräsident der ÖVP, Dr. Alfred Maleta393 angehörten. „Die ‚Oberösterreichischen Nachrichten‘ behalten ihre Monopolstellung bis Oktober 1945. Sie werden als amerikanische Erfindung auch nachher noch bei der Zuteilung von Rotationspapier, Druckkapazitäten oder Inseraten bevorzugt behandelt. Ein Vorsprung, auf dem diese Zeitung auch in den folgenden Jahren und Jahrzehnten aufbauen kann.“394 Ein großer Schritt zur Pressefreiheit erfolgt in Oberösterreich am 6. Oktober 1945: Mit diesem Datum werden zumindest den politischen Parteien Lizenzen für eine Tageszeitung erteilt. Die sozialistische Partei bringt in der Folge wieder das „Tagblatt“ heraus, die Kommunisten erstmals eine Zeitung mit dem Titel „Neue Zeit“. Die Oberösterreichische Volkspartei übernahm das „Linzer Volksblatt“ vom Katholischen Pressverein. Die Höhe der Auflage wurde von Alliierten Rat pro Tageszeitung mit 40.000 Exemplaren beschränkt; eine Ausnahme bildeten die „Oberösterreichischen Nachrichten“, die – wenn genug Papier vorhanden war – bis 200.000 Exemplare drucken durften. „So beschränkten sich alle Tageszeitungen Oberösterreichs, ausgenommen wieder die ‚Oberösterreichischen Nachrichten‘, auf ein dreimal wöchentliches Erscheinen mit einem Umfang 4 – 6 Seiten. 1946 ging man erst auf die tägliche Erscheinungsweise über, doch durfte der wöchentliche Umfang von 26 Seiten nicht überschritten werden.395 Zusätzlich zu diesen Tageszeitungen erhielten einige Wochenzeitungen eine Lizenz: der „Wochenspiegel“ in Ried, die „Neue Warte am Inn“ in Braunau, die „Salzkammergutzeitung“ in Gmunden, das „Welser Wochenblatt“ und das „Echo der Heimat“ in Grieskirchen – und 1946 die „Steyrer Zeitung“. Die Inhalte der Zeitungen wurden von der amerikanischen Besatzungsmacht penibel überprüft. „Immer wieder wurden Zeitungen vorübergehend 393 Dr. Alfred Maleta war in der Zeit des Nationalsozialismus von 1938 bis 1941 im KZ Dachau und im KZ Flossenbürg interniert und musste dann einrücken. Er war einerseits ein führender Politiker der Österreichischen Volkspartei (ÖVP) und übte dort einflussreiche Positionen aus: 30 Jahre lang Abgeordneter zum Nationalrat; Nationalratspräsident, Klubobmann der ÖVP usw; andererseits war er einer der sechs Eigentümer der „Oberösterreichischen Nachrichten“, nachdem die Amerikaner die Zeitung gleichsam privatisiert hatten. Nachdem sich Dr. Maleta aus seinen politischen Funktionen 1975 zurückzogen hatte, war er offiziell Herausgeber der „Oberösterreichischen Nachrichten“, bis er 1986 seinen 26% - Anteil an Ing Rudolf Andreas Cuturi verkaufte. 394 Siehe: Rohrhofer, Franz X.: Oberösterreich 1945 – 1955. S. 123. 395 Rohleder, Edith Sibylle: Die oberösterreichischen Tages- und Wochenzeitungen in ihrer Entwicklung vom Ende der Monarchie bis 1965. Dissertation an der philosophischen Fakultät der Universität Wien, 1966. OÖ. Landesbibliothek. S. 271.
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