218 Zeitunglesen, Radiohören und Kino Die Sehnsucht nach Information, sei es mit Hilfe gedruckter Medien oder durch das Radio war auch nach Kriegsende sehr ausgeprägt; vielleicht noch in stärkerem Maß als in den späteren Jahren, weil es vor allem in Oberösterreich in den ersten Wochen der Freiheit überhaupt keine Möglichkeit gab, das Informations- und Nachrichtenbedürfnis zu stillen. „Aus Sorge, es könnte die nationalsozialistische Propagandawalze weiter rollen, ließen sich die Besatzungsmächte in Oberösterreich besonders lange Zeit, ehe sie Zeitungen erlaubten.“390 Erschwerend zu der ungeklärten Lage unmittelbar nach Kriegsende kam hinzu, „dass es seit Wochen keine Zeitungen, kein lokales Radio, kein intaktes Telefonnetz gab, um wenigstens irgendwelche Hinweise zu bekommen, wie es in diesem Chaos weitergehen soll“.391 Die Oberösterreicher waren, was das Zeitungsangebot angeht, ohnehin nicht verwöhnt: Ab 1938 erschienen nur wenige Produkte, die alle inhaltlich durch die Nazi-Propaganda ferngesteuert waren. Mitte 1944 wurde dann auch die „Tagespost“ aus Papiermangel eingestellt, am 4. Mai 1945, einen Tag vor Kriegsende, verstummt auch die „Oberdonau-Zeitung“ von Gauleiter August Eigruber. Die ersten Print-Produkte Das erste Medienprodukt, das nach Beendigung des Kriegsgeschehens in Steyr erschien, war das „Steyrer Wochenblatt“: Diese Zeitung fand ihre Verbreitung nur im sowjetisch besetzten Teil von Steyr-Ost und zwar vom 1. Juni 1945 bis Mitte August 1945; insgesamt kamen nur 10 Nummern zustande. Es dauerte dann bis zum 11. Juni 1945 bis eine neue Tageszeitung erschien: als Organ der US-Armee mit einem deutschsprechenden amerikanischen Feldwebel als erstem Chefredakteur. Der Zeitungstitel lautete „Oberösterreichische Nachrichten“ und führte den bezeichneten Untertitel: „Herausgegeben von der 12. Heeresgruppe für die Bevölkerung Oberösterreichs“.392 Die Startauflage betrug 60.000 Exemplare täglich; zwei 390 Siehe: Rohrhofer, Franz X.: Oberösterreich 1945 – 1955. S. 119 391 Ebd. S. 119. 392 Siehe Rohrhofer, Franz X.: Oberösterreich 1945 – 1955. S. 120.
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