Die Stadt Steyr, Nachkriegszeit – Besatzung – Wiederaufbau 1945 - 1955

202 Hilfsprogramm für Steyr auswirken, welches in unmittelbarer Hilfe, sowohl materieller als auch geistiger, bestehen soll. Steyr ist mit dieser Initiative tatsächlich in den Genuss einer Unterstützung gelangt, die möglicherweise damit in Zusammenhang steht, dass die Stadt Waterbury ebenfalls eine lange und erfolgreiche Vergangenheit in der metall- verarbeiteten Industrie hat. Die Stadt war ein bedeutender Standort in der Messingherstellung und -verarbeitung. Jedenfalls sandte ein eigens in Steyr gebildetes Waterbury-Komitee Adressen von bedürftigen Familien nach Amerika, von wo aus Lebensmittelpakete nach Steyr geschickt wurden. „Den hochherzigen und uneigennützigen Spendern, die durch ihre freiwilligen Spenden vielen Steyrern ein frohes Weihnachtsfest möglich machten und zur Linderung der Not beitrugen, sei herzlicher Dank gesagt!“, schrieb die „Steyrer Zeitung“ und fügte noch hinzu, dass in der „nächsten Zeit ein Vertreter von ‚Common Cause‘ in die alte Eisenstadt kommen werde.350 Und in der zweiten Jänner-Hälfte 1948 war es dann tatsächlich soweit: Thomas Mac Neill kam als Abgesandter der Adoptivstadt Waterbury nach Steyr, traf sich mit den Stadtvätern, dem Komitee und den Steyrer Bürgern und hatte einen Brief mit im Gepäck, den die „Steyrer Zeitung“ im Wortlaut abdruckte: „Die Menschen in Amerika möchten den Menschen in Österreich helfen, wiederaufzubauen, wieder auf eigenen Füßen zu stehen und wieder zurückzukehren in die Nationen der Welt. Durch den Beistand und die Hilfe, die gegeben werden sollen, möchten die Männer und Frauen in Waterbury [….] sie darin unterstützen, sich selber zu helfen beim Wiederaufbau der körperlichen und geistigen Kräfte, die der Krieg zerstört hat.“351 Mac Neill formulierte auch eine klare Ermunterung an die Steyrer Bürger: „Senden Sie ‚Wunschzettel‘ an ‚Common Cause“ in Waterbury, senden Sie Briefe, senden Sie Abbildungen von sich und Ihrer Stadt. Senden Sie alles, damit wir Sie kennen lernen [….]. Eine andere Aufgabe ist es, den Schulkindern zu helfen. Wir möchten gerne, dass die Lehrer und Kinder dem Schulkomitee schreiben und ihm erzählen, was gebraucht wird in bezug auf Bücher, Schreibpapier, Hefte, Bleistifte usw. Denken Sie daran, dass die Menschen in Amerika wissen, dass nur durch Zusammenarbeit, Vertrauen und gegenseitiges Verstehen aller Menschen der Friede der Welt ein dauernder sein kann [….].“352 350 Steyrer Zeitung 1948. Nr. 1 vom 01.01.1948. S. 1. 351 Steyrer Zeitung 1948: Nr. 4. vom 22.01.1948, S. 1. 352 Ebd. S. 1.

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