Die Stadt Steyr, Nachkriegszeit – Besatzung – Wiederaufbau 1945 - 1955

198 Das „Wirtschaftswunder“ nach 1945 Nach Beendigung der Kriegshandlungen, die zur Folge hatten, dass halb Europa in Schutt und Asche lag, stand bei allen Ländern der Wiederaufbau im Mittelpunkt der Bemühungen; so auch in Österreich, das von den Verwüstungen unterschiedlich betroffen war. Das Wegräumen der Schutthalden, das Wiederherstellen der wichtigsten Verkehrswege, das Instandsetzen zerstörter Firmengelände, das notdürftige Herrichten von Wohnungen – das alles waren die wichtigsten ersten Schritte, um zu einer gewissen Normalität in den täglichen Abläufen zu gelangen. Die äußeren Einflüsse der Wirtschaftsentwicklung Dann trat allerdings sehr rasch eine Entwicklung ein, die allgemein als „Wirtschaftswunder“ bezeichnet und als solche auch in die Geschichte einging. Möglich wurde diese unerwartet rasche, positive Wirtschaftsentwicklung durch unterschiedliche Faktoren: „Den technischen Fortschritt, die rasch sinkenden Energiepreise, die wachstumsorientierte Wirtschaftspolitik und die amerikanischen Hilfsprogramme, insbesondere durch das ERP-Programm (‚European Recovery Program‘) oder die sogenannte Marshallplan-Hilfe, die 1947 durch den amerikanischen Außenminister George Marshall angeregt worden war“.337 Auf diese Weise konnte Österreich am Wirtschaftswunder der Nachkriegszeit voll teilhaben. „Die Wirtschaftshilfe, die Währungsreform 1947, die Anfänge der Sozialpartnerschaft bei den fünf Lohn-Preis-Abkommen (1948 – 1951) und der Raab – Kamitz – Kurs338 ab 1953 trugen entscheidend zur Stabilisierung von Währung und Wirtschaft und zur Etablierung einer marktwirtschaftlichen Ordnung in Österreich bei.“339 337 Kreuzwieser, Elisabeth: Das Wirtschaftswunder – Einleitung. [online: 13.01.2019]. URL: http://www.ooegeschichte.at/epochen/1945-2005/das-wirtschaftswunder. [letzter Zugriff: 22.05.2019]. S. 1. 338 Reinhard Kamitz gehörte als parteiloser Finanzminister der Regierung Julius Raab in der Zeit von 1952 bis 1960 an. Beide betrieben ein Konzept der marktliberalen Wirtschaftsordnung, in der ein durch den Staat geschaffener Ordnungsrahmen den ökonomischen Wettbewerb und die Freiheit der Bürger auf dem Markt gewährleisten sollte. Dazu gehörte die Bekämpfung der Inflation, die Senkung der Staatsverschuldung, die Liberalisierung der Devisenbewirtschaftung usw. Nach Roman Sandgruber gilt Kamitz als „der herausragende Finanzminister der Zweiten Republik“, auf den die Grundelemente des Wirtschaftswunders zurückgehen. 339 Vgl. Kreuzwieser, Elisabeth: Das Wirtschaftswunder. S. 1.

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