191 nostalgisch an Zeiten, da ein Ludwig Anzengruber auf dieser Bühne stand und der unvergessliche Ewald Balser 1945 mit dem Wiener Burgtheater hier in Goethes Faust auftrat.“320 Am 12. Jänner 1978 wurde schlussendlich der Startschuss für die Generalsanierung des „Alten Theaters“ gegeben. Im Zuge der Renovierung wurde auch der Eingang verlegt: Von der Berggasse 10 an die Promenade 3. Die Wiedereröffnung des Theaters erfolgte im Herbst 1980. Mit 233 Sitz- und 30 Stehplätzen versehen, wird das Haus seither sowohl von der Kulturverwaltung der Stadt Steyr als auch von externen Veranstaltern bespielt und gemietet.321 Steyr als Festspielstadt? Ob es ernsthafte Überlegungen gab, Steyr zur großen Festspielstadt auszubauen und aufzuwerten, kann heute nicht mehr nachvollzogen werden, aber die „Steyrer Zeitung“ vom 21. Juli 1946 veröffentlichte einen Artikel, der einen Denkanstoß in diese Richtung geben wollte. Die Sorgen der Stadtväter und der Bewohner der Stadt drehten sich damals eher um die Bewältigung der Hungersnot und um die Schaffung von Wohnraum. Aber die Idee ist originell und war damals so in der „Steyrer Zeitung“ zu lesen: „Der Stadtplatz von Steyr ist dazu angetan, Festspiele zu tragen, die die Salzburger Festspiele vielleicht noch übertreffen könnten, denn die Fassaden auf dem Stadtplatz sind echte Kulissen dazu und der Platz hat einen Fassungsraum für mehrere tausend Menschen! Und schließlich, ist nicht unsere jahrhundertealte Geschichte das reinste Textbuch für ein Festspiel im Freien, inmitten mittelalterlicher Gebäude? Das alte Steyr könnte wiedererstehen an Abenden, an denen die Fassaden beleuchtet sind. Turniere, höfische Tänze, Gerichtssitzungen und Vollstreckungen von Urteilen, Hexenverbrennen und so fort, ein Passionsspiel der Bürger von Steyr, das gehörte hinein in diese einmalige Arena. So würde Steyr nicht nur den Weltruf seiner Arbeit festigen, sondern auch als Festspielstadt einen Namen tragen, den es sich nicht allzu schwer verdienen kann, denn das halbe Festspiel ist durch den einmalig schönen Stadtplatz bereits gegeben.“322 Wenn auch die Menschen in Steyr viel Kraft und – soweit vorhanden – auch Geld in den Wiederaufbau stecken mussten, so haben sie die kulturellen Angebote, die auch von der Stadt unterstützt wurden, sicher sehr geschätzt. Sie boten ihnen Abwechslung und die Möglichkeit, sich dem Alltag durch Kultur und Erbauung für Stunden zu entziehen. 320 Brandl, Manfred: Neue Geschichte von Steyr. S. 245 321 Altes Theater wieder im Rampenlicht. Amtsblatt der Stadt Steyr: Jg. 23, 1980, Nr. 10. 322 Steyrer Zeitung. 1. Jg. (64.Jg.), Nr. 17, 21. Juli 1946, Nr. 9, S. 3.
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