17 Das Ende des Zweiten Weltkrieges in Steyr „Der Zweite Weltkrieg geht in Oberösterreich zu Ende“, so schätzte der bekannte Zeithistoriker Harry Slapnicka die Lage im damaligen „Oberdonau“ ein. Der Reichsgau gehörte zu jenem Kriegsgebiet, in dem angesichts der zerbrechenden Fronten in West und Ost am Längsten Ruhe herrschte. Bis zum Hereindringen der Besatzungsmächte im April 1945 gab es im gesamten Gebiet des Landes Oberösterreich keine Kampfhandlungen von Bodentruppen. Das heißt aber nicht, dass die Auswirkungen des unheilvollen Krieges nicht überall zu spüren waren; auch in Steyr und Umgebung! Alles war dem Krieg untergeordnet: Viele Männer waren im Krieg – 900 junge Steyrer sind dabei als Soldaten in den Kampfhandlungen in unterschiedlichen Kriegsgebieten gefallen - , viele Frauen waren als Arbeiterinnen in der Rüstungsindustrie eingesetzt, die großen Firmen waren ausschließlich mit der Herstellung von Rüstungsprodukten beschäftigt, dabei wurden systematisch Zwangsarbeiter, Gefangene und KZ–Insassen aus dem Lager Münichholz eingesetzt, der Ausbau der Luftschutzstollen wurde vor allem durch den Einsatz von Zwangsarbeitern vorangetrieben. Der Luftkrieg gegen Steyr Was die Bevölkerung von Steyr hautnah zu spüren bekam, waren die Luftangriffe auf die Stadt. Den Verantwortlichen für die Stadt war schon länger bewusst, dass diese Gefahr nicht mehr abzuwenden sein wird und deshalb wurde auch mit Hochdruck an den diversen Luftschutzeinrichtungen gebaut. Spätestens seit der Bombardierung von Wiener Neustadt am 13. August 19431 war klar, dass nunmehr auch österreichische Angriffsziele in Reichweite alliierter Bomberverbände lagen. Das nationalsozialistische Regime hatte daher versucht, Steyr durch einen Ring von 61 schweren Flugabwehrgeschützen, die in Gleink, Christkindl, St. Ulrich, am Tabor und am Wachtberg stationiert waren, 1 Das Ziel in Wiener Neustadt waren die Flugzeugwerke, in denen ein guter Teil der deutschen Jagdflugzeuge Messerschmitt 109 und der Kampfbomber Ju 88 erzeugt wurden. Im März 1945 war Wiener Neustadt bereits die am meisten zerstörte Stadt Österreichs: Von 4.000 Gebäuden der Stadt, waren nur noch 18 unbeschädigt! Es wohnten nur mehr 800 Menschen in der Stadt. Hohe Zerstörungsquoten gab es auch in Innsbruck mit 60%, in Klagenfurt mit 69% und in Villach mit 85%; in Wien, Graz, Linz und Salzburg lag der Zerstörungsgrad bei rund 30 Prozent. (Quelle: Portisch, Hugo, Sepp Riff: Österreich II – Die Wiedergeburt unseres Staates, S. 46f.).
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