Die Stadt Steyr, Nachkriegszeit – Besatzung – Wiederaufbau 1945 - 1955

171 Russland-Heimkehrer nach Steyr Der Suchdienst des Roten Kreuzes in der Redtenbachergasse in Steyr führte genaue Listen über Vermisste und Gefangene, soweit er Kenntnis davon erlangte. Im September 1947 wurden demnach 1.400 Vermisste und 500 in russischer Gefangenschaft befindliche Soldaten aus dem Raum Steyr registriert. Dazu kamen noch wenige Gefangene der Alliierten und einige, die sich in jugoslawische Gefangenschaft befanden. „Die tatsächlichen Zahlen liegen selbstverständlich bedeutend höher, weil viele Angehörige es bisher unterließen, sich an das Rote Kreuz zu wenden, so daß man, ohne zu hoch zu greifen, eine Zahl von rund 2.000 Vermißten und etwa 800 Rußlandgefangenen annehmen darf. Gemeinsam mit den übrigen Gefangenen sind also mehr als 3.000 Männer aus dem Bezirk Steyr noch nicht heimgekehrt.“272 Da in diesem Zeitraum die Vermisstenmeldungen nicht vollständig beim Roten Kreuz eingelangt waren, wurde dringend dazu aufgefordert, dies nachzuholen. „Es wäre im Interesse der Angehörigen selbst, sich mit dem Suchdienst des Roten Kreuzes in Verbindung zu setzen, weil von Zeit zu Zeit – wenn auch nicht von russischen Amtsstellen so doch durch Rußlandheimkehrer - meist unvollständige Meldungen oder Nachlaßstücke von dem oder jenem Vermißten einlangen und diese, wenn keine Meldung seitens der Angehörigen aufliegt, unerledigt liegen bleiben müssen.“273 Die ersten Russland-Gefangenen wurden am 13. September 1947 am Bahnhof Steyr erwartet: „Eine große Menschenmenge hatte sich am Nachmittag des 13. September vor dem Bahnhof und am Bahnsteig versammelt, um die ersten 15 Rußland-Heimkehrer des Bezirkes Steyr willkommen zu heißen. Auch das Heimkehrerkomitee mit Bürgermeister Steinbrecher [……] und Vertretern der 3 Parteien, des Kriegsopferverbandes, des Roten Kreuzes und anderen Herren hatten sich eingefunden. Nach langer Zeit war es wieder ein freudiges Ereignis, zu dem die Menschen hier zusammengekommen waren.“274 Nachdem der Zug eingefahren war und die ehemaligen Russland-Gefangenen ausgestiegen waren, wurden sie freudig begrüßt und mussten noch die obligaten Begrüßungsreden über sich ergehen lassen, bevor sie sich in den Gastgarten setzen konnten „und sich das Bier und das mächtige Schnitzel gut 272 Steyrer Zeitung 1947. Nr. 36 vom 07.09.1947. S. 3. 273 Ebd. S. 3. 274 Steyrer Zeitung 1947: Nr. 38 vom 21.09.1947. S. 3.

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