169 Heimkehr aus dem Westen Als erste begannen die Amerikaner mit geregelten Entlassungen: Bereits im Dezember 1945 stand die Zahl der im Westen des Landes gefangen genommenen Österreicher fest, die nun auch zügig freigesetzt wurden. Anschließend erfolgte die Rückführung der in Italien festgesetzten Soldaten. Auch die Franzosen und Briten hatten sich von Anfang bereit erklärt, alle politisch unbelasteten Kriegsgefangenen baldigst freizulassen. Im Juni 1947 kamen dann endlich auch die österreichischen Kriegsgefangenen aus Belgien frei, nachdem alle politischen Schwierigkeiten ausgeräumt werden konnten. „Mitte des Jahres 1947 war also die Entlassung der österreichischen Gefangenen aus den Lagern der westlichen Alliierten im Wesentlichen abgeschlossen. Nur die in Afrika Internierten sahen ihre Heimat erst im Oktober wieder.“265 Die West-Alliierten hatten insgesamt 596.300 österreichische Soldaten gefangen genommen und auch nach und nach wieder heimgeschickt. Davon waren rund 135.000 Oberösterreicher! USA: 306.000; Großbritannien: 210.000; Frankreich: 70.000; Jugoslawien: 8.000; Dänemark, Polen, Belgien: 2.300!266 Gefangen in der Sowjetunion Der Großteil der Menschen, die in sowjetische Kriegsgefangenschaft gerieten, waren Angehörige der Deutschen Wehrmacht. Aber nach Ende des Krieges wurden auch Zivilisten – Männer wie Frauen unterschiedlichster Berufsgruppen – von sowjetischen Besatzungssoldaten oft ohne nachvollziehbaren Grund verhaftet, verurteilt und bis zu zehn Jahren in sowjetische Gefangenschaft verschleppt.267 265 Cerwenka, Kurt: Die Heimkehr aus dem Westen. [online 2007]. URL: http://www.ooegeschichte.at/epochen/1945 - 2005/heimkehrer-1945.2005. [letzter Zugriff: 12.06.2019]. S. 1. 266 Bruckmüller, Ernst: Österreich-Lexikon, Wien-München 1966, S 267 Einen ganz prägnanten und promienten Fall stellte die Verhaftung von Margarethe Ottillinger dar, die nach Kriegsende als Konsulentin beim damaligen Bundesminister für Vermögenssicherung und Wirtschaftsplanung, Peter Krauland, tätig war: Sie wurde am 5. November 1948 an der alliierten Zonengrenze an der Ennsbrücke bei Enns auf dem Weg nach Wien von sowjetischen Soldaten aus Kraulands Auto gezerrt, verhaftet, wegen „Spionage“ zu 25 Jahren Lagerhaft verurteilt, wovon sie sieben Jahre davon in sowjetischen Gefängnissen zubringen musste. Bis heute ist der wahre Grund dieser „Aktion“ unklar! 1955 wurde Ottiillinger schwerkrank aus der Haft entlassen und kehrte nach Österreich zurück, wo sie am 25. Juni in Wiener Neustadt eintraf: Das Bild, das sie auf einer Bahre liegend zeigte, wie sie aus dem Zug gehoben wurde, ging um die Welt! Noch im selben Jahr nahm sie ihre Tätigkeit in der ÖMV wieder auf, wurde bereits ein Jahr später zum ersten weiblichen Vorstand berufen und behielt diese Position bis zum Ende 1982. 1956 wurde sie von der sowjetischen Justiz voll rehabilitiert.
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