168 Schwieriger Wiederbeginn Die Rückkehr der Männer aus dem Krieg bedeutete für viele Familien nicht nur Grund zur Freude und das Ende der Ungewissheit, sondern warf auch soziale und emotionale Probleme auf. „Zudem waren viele Heimkehrer von den Kriegserlebnissen und den Erfahrungen der Gefangenschaft traumatisiert und trugen dieses Trauma, das meist verschwiegen wurde, auch in die Familien hinein.“261 Verschwiegen wurde auch die Rolle, die der einzelne im Krieg einnahm, wie er sich als Soldat verhalten hatte. „Hier wurde auf privater Ebene in ähnlicher Weise agiert, wie auf der gesamtgesellschaftlichen: Charakteristisch waren das Verdrängen und Verschweigen.“262 In vielen wieder vereinten Familien hielt nach dem anfänglichen Glück und der Wiedersehensfreude, dass der Vater, der Sohn oder Bruder überlebt hatte, der ganz gewöhnliche Alltag Einzug in das Leben. Viele kamen in eine für sie völlig neue Welt zurück. „Oft kehrte nicht mehr dieselbe Person wie vor dem Krieg zurück: Ausgemergelt und vielfach psychisch gebrochen, hatte das in der Gefangenschaft Erlebte das weitere Leben der Heimkehrer geprägt.“263 Kaum jemand war es möglich, dort weiterzumachen, wo der Krieg eine Zäsur gesetzt hatte. „Die Re-Integration in Beruf und Gesellschaft dauerte oft Monate bis Jahre und mit Sicherheit hat die Zeit in den Lagern das weitere Leben jedes Einzelnen geprägt.“264 261 Ebd. S. 8. 262 Ebd. S. 9. 263 Wieder vereint: [online]. URL: http://www.ooegeschichte.at/epochen/1945-2005/heimkherer-1945-2005. [letzter Zugriff: 12.06.2019]. S. 1. 264 Ebd. S. 1. Die Wiedersehensfreude war groß, die Eingliederung in das ganz normale Leben bedurfte oft einen längeren Zeitraum.
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