Die Stadt Steyr, Nachkriegszeit – Besatzung – Wiederaufbau 1945 - 1955

167 Auch ein Großteil der österreichischen Bevölkerung vertrat die Meinung, dass alle Kraft in den Wiederaufbau und die Versorgung der Allgemeinheit gesteckt werden sollte und die Entnazifizierung nicht im Vordergrund der Bemühungen stehen müsse. Viele wollten dadurch auch einen Schlussstrich unter die noch nicht weit zurückliegende Vergangenheit ziehen, nur nach vorne schauen und sich mit voller Kraft dem Aufbau widmen. Diese Haltung bedingte ein hohes Verdrängungspotential, das jahrzehntelang der Aufarbeitung harrte – und in manchen Belangen bis in die Gegenwart unerledigt blieb. Heimkehr aus der Kriegsgefangenschaft „Als der Krieg im Mai 1945 endlich zu Ende ging, war das für einen großen Teil der Österreicher in der deutschen Wehrmacht gleichbedeutend mit der baldigen Rückkehr in ihr Heimatland Österreich, mit dem Wiedersehen ihrer Familien, mit dem Wiedereintritt in ihre frühere berufliche Tätigkeit und mit der Wiederbegegnung ihres früheren sozialen Umfeldes.“ 260 Allerdings erging es nicht allen so: Zehntausende gerieten in Gefangenschaft oder galten als vermisst. Der Zeitpunkt der Rückkehr war in hohem Maß davon abhängig, wo und bei welcher Alliierter Macht die Soldaten in Gefangenschaft gerieten. Während zum Beispiel die amerikanische Besatzungsmacht sehr früh mit geregelten Entlassungen begann, zog sich die Rückkehr der Kriegsgefangenen aus der russischen Gefangenschaft über ein ganzes Jahrzehnt hin: Am 25. Juli 1955 kam erst der letzte offizielle Gefangenentransport aus der UdSSR in Österreich an. 260 Heimkehrer: [online]. URL: http://www.mediathek.at/staatsvertrag/last-dervergangenheit/entnazifizierung/heimkehrer. [letzter Zugriff: 12.06.2019]. S. 8. Heimkehr aus russischer Kriegsgefangenschaft 1947

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