Die Stadt Steyr, Nachkriegszeit – Besatzung – Wiederaufbau 1945 - 1955

160 Das Lager Glasenbach bei Salzburg Im Gegensatz zur sowjetischen Besatzungszone begannen die Amerikaner in ihrer Zone gleich nach dem Kriegsende mit der Durchführung einer rigiden Entnazifizierung. Sie erließen demnach den „automatischen Arrest“ über bestimmte Personengruppen je nach Rang und Position innerhalb des NSRegimes. „Die Inhaftierungen erfolgten im ‚Camp Marcus W. Orr‘241 in Salzburg, dem sogenannten Lager Glasenbach ab September 1945.“242 „Camp Marcus W. Orr war nicht das einzige amerikanische Internierungslager im besetzten Europa, aber das größte seiner Art auf österreichischem Boden.“243 Das Lager wurde von Mitte April 1946 bis Juli 1947 von den Amerikanern betrieben, mit August 1947 wurde es den österreichischen Behörden übergeben. Der Höchststand an Häftlingen wurde im Jänner 1947 erreicht: 8.051 ehemalige Nationalsozialisten waren zu diesem Zeitpunkt in Glasenbach interniert. Insgesamt durchliefen 30.000 Inhaftierte das Lager: Nationalsozialisten, Funktionsträger des NS-Regimes sowie Angehörige von Wehrmacht und SS. Wie viele Steyrer als Mitglieder des Nazi-Regimes in Glasenbach interniert waren, ließ sich nicht feststellen; von einem hingegen ist eindeutig überliefert, dass er im „Camp Marcus W. Orr“ festgehalten wurde: Der Steyrer Nazi-Bürgermeister Hans Ransmayr. Die Amerikaner verhafteten Ransmayr einige Tage nach dem Einmarsch in Steyr und brachten in vorerst in das Gefangenenhaus in der Berggasse, von dort wurde er nach Glasenbach überstellt und 241 Der Name Marcus W. Orr geht auf den letzten im Zweiten Weltkrieg verwundeten US-Soldaten zurück, der bei Kampfhandlungen in Bayern schwer verletzt wurde und seither auf den Rollstuhl angewiesen war. Nach dem Krieg studierte er Geschichte in Yale und wurde Professor an der Memphis State Unversity. Orr starb 1990 in Memphis, Tennessee. 242 Goldberger, Josef, Cornelia Sulzbacher: Oberdonau. Hrsg.: Oberösterreichisches Landesarchiv (Oberösterreich in der Zeit des Nationalsozialismus 11). - Linz 2008, S. 256. 243 Dohle, Oskar, Peter Eigelsberger: Cam Marcus W. Orr. „Glasenbach“ als Internierungslager nach 1945. Hrsg.: Oberösterreichisches Landesarchiv, Salzburger Landesarchiv. Studienausgabe, Linz-Salzburg 2015. S. 19. Die letzten Baracken von Glasenbach, die erst 2012 abgerissen wurden. Bis zu 30.000 Inhaftierte waren in den rund 30 Baracken untergebracht.

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