Die Stadt Steyr, Nachkriegszeit – Besatzung – Wiederaufbau 1945 - 1955

14 Glauben bekehrt wurde. Heute gibt es Gott sei Dank ein friedliches Nebeneinander – oder besser gesagt – Miteinander der großen Glaubensrichtungen. Eine Stadt wie Steyr, deren Entwicklung stark geprägt war vom Auf und Ab der wirtschaftlichen Erfolge der Firmen, war im ausgehenden 19. Jahrhundert und im 20. Jahrhundert stark geprägt von der sozialen Abhängigkeit, die damals vorherrschte: Ausbeutung der Arbeiter, geringer Lohn, schlechte Wohnverhältnisse, kaum Bildung und Aufstiegsmöglichkeiten. Dazu kamen zwei Weltkriege mit allen diesbezüglichen Nebenerscheinungen: Bittere Armut, unvorstellbare Wohnverhältnisse, ungenügende Gesundheitsvorsorge, zerrissene Familien, weil viele Männer im Krieg waren, hohe Arbeitslosigkeit! Das Buch behandelt schwerpunktmäßig die Zeit von 1945 bis 1955 – aber auch kurz davor und danach, weil sich ja viele Ereignisse und deren Folgen nicht exakt auf dieses Jahrzehnt festlegen lassen. Für Steyr und seine Bewohner war dieses Jahrzehnt in der Mitte des vorigen Jahrhunderts keine einfache Zeit: Die Beeinträchtigungen des Zweiten Weltkrieges an sich, die spürbaren Nachwirkungen des unmenschlichen NSRegimes, KZ – Außenlager in der unmittelbaren Umgebung, Zwangsarbeiter und zunehmend Flüchtlinge in der Stadt, verheerende Bombardements – und schließlich die Besatzungszeit. Die Stadt war nach Beendigung des Krieges in der Aufbauphase sehr geprüft und gefordert. Von dieser Zeit berichtet das Buch: Von der Mühsal für die Steyrerinnen und Steyrer, von den gemeinsamen Anstrengungen des Wiederaufbaues, vom Zurückfinden in die Normalität, vom Zusammenstehen aller – weit über die parteipolitischen oder gesellschaftspolitischen Grenzen hinaus. Die Stadt Steyr – aber auch ganz Oberösterreich – hat die zehn Jahre vom Ende des Zweiten Weltkrieges bis zum Wirksamwerden des Staatsvertrages 1955 besonders intensiv miterlebt und mitgetragen: Die Stadt war einer der letzten Kriegsschauplätze, war durch Fliegerangriffe teilweise zerstört, hatte Verluste an Menschen zu beklagen und war zusätzlich Durchzugsort oder Endstation für tausende Flüchtlinge oder freigelassene Gefangene. Dazu kam drei Monate lang eine Teilung der Stadt in zwei Besatzungszonen – und in der Folge spürbare Auswirkungen des beginnenden Kalten Krieges zwischen den Besatzungsmächten.

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