147 Die Infektionskrankheiten Typhus und Paratyphus hätten im Verhältnis zum Jahr 1945 abgenommen, würden aber mit 120 Erkrankungen – davon sieben mit tödlichem Ausgang – immer noch einen hohen Prozentsatz aufweisen. Völlig zurückgegangen sei der Flecktyphus, von dem es im Jahr 1946 noch 43 Erkrankungen gegeben hätte; davon acht Todesfälle. Zwei übertragbare Krankheiten hätten jedoch eine gewaltige Steigerung erfahren, wobei beide mit Sicherheit durch die Kriegsereignisse gefördert worden seien: die Tuberkulose und die Geschlechtskrankheiten. „Mit über 300 Fällen bei Tuberkulose und 922 erfaßten Geschlechtskrankheiten, marschieren diese beiden Seuchen weit an der Spitze der Krankheitsstatistik.“210 Bei Tuberkulose seien als Hauptursachen der Verbreitung der allgemeine Mangel an Fetten, ungenügende Wohnverhältnisse und mangelhafte Kleidung anzusehen. Der Stadt- und Landbezirk hätten „zufolge seiner Industriebevölkerung“ seit jeher schon mit einem verstärkten Auftreten von Tbc-Erkrankungen zu rechnen gehabt. 1946 besuchten über 6.000 Personen die Tuberkulosefürsorgestelle, an 1.163 Personen wurden Erstuntersuchungen durchgeführt, an 4.800 Personen wurden Röntgenuntersuchungen vorgenommen. Zum Glück sei, so Dr. Hain, ein ausreichender Röntgendienst vorhanden und auch für die Zukunft gewährleistet. Ein besonderes Kapitel, so befand Dr. Hain, seien die Geschlechtskrankheiten. „Mit der Zahl 922 – was ungefähr 10% der geschlechtsreifen Bevölkerung der Stadt ausmacht – haben diese eine Rekordhöhe gegenüber früheren, ‚normalen‘ Zeiten erreicht. Es handelt sich zum größten Teil um Gonorrhöe (Tripper), mit 199 Erkrankungen ist jedoch auch die Lues (Syphilis) mehr als bedenklich vertreten. Den größten Prozentsatz liefern hier die Frauen.“211 Was die Zahl der Erkrankungen angeht, stellte Dr. Hain noch zusätzlich fest, dass sie weit höher sein werden, da rund 20 – 30 % der Erkrankungen aus falsch verstandener Scham überhaupt nicht zur Anzeige kommen würden. Bei den sonstigen allgemeinen Erkrankungen sei auffallend, dass die Magen- und Gallenblasenerkrankungen sichtlich zugenommen hätten. „Hier dürften die Ursachen in den unzulänglichen Ernährungsverhältnissen zu suchen sein. Das Gesundheitsamt tut alles, was in seinen Kräften steht, [….] den allgemeinen Gesundheitszustand der Bevölkerung zu heben.“212 210 Ebd. S. 3. 211 Ebd. S. 3. 212 Ebd. S. 3.
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