Die Stadt Steyr, Nachkriegszeit – Besatzung – Wiederaufbau 1945 - 1955

145 Nicht enthalten waren in dieser Aufzählung die Kontingente, die noch zusätzlich an die Lebensmittelindustrie sowie für die Brauereien benötigt wurden. Landeshauptmann Dr. Heinrich Gleißner appellierte an alle Verantwortlichen, die Lieferungsgrößen unbedingt einzuhalten, „da die ausländischen Zuschüsse von der äußersten Kraftanstrengung der österreichischen Ernährungswirtschaft abhängig gemacht würden“.204 Probleme bei dieser Vorschreibung gab es zu diesem Zeitpunkt bereits mit der Ablieferung der Milch, da man ab diesem Zeitpunkt die Milchzuteilung für die Verbraucher über 12 Jahre einstellen müsste, auch mit der Fettlieferung sei man bereits mit 25.000 Tonnen im Rückstand und überhaupt nicht berücksichtigt seien rund „30.000 Sommerfrischler und [….] die Teilnehmer an Tagungen, die mit besonderer Vorliebe in Oberösterreich gehalten werden, für die [….] keinerlei Zuschüsse gewährt werden“.205 Alarmierende Gesundheitsbilanz in Steyr Mangelnde Ernährung, unzureichende Wohnverhältnisse und Folgen von kriegsbedingten Ereignissen waren die Hauptgründe für die alarmierende Gesundheitsbilanz der Stadt Steyr in den ersten Jahren nach Kriegsende. Der damalige Leiter des Gesundheitsamtes von Steyr, Medizinalrat Dr. Anton Hain, fand deutliche Worte: „Die Gesundheitslage des Land- und Stadtbezirkes ist derzeit äußerst unbefriedigend. Nachkriegsbedingte Erscheinungen, Ernährungsschäden, Mangel an Kleidung und Wäsche, unzulängliche Wohnverhältnisse u.v.m. beeinträchtigen die gesundheitliche Entwicklung der Bevölkerung“.206 Dr. Hain, der seit 16 Jahren im ärztlichen Dienst in Steyr stand, verfügte über ausführliche statistische Zahlen und konnte deshalb auch anhand von Gewichtstabellen nachweisen, wie es um die Gesundheit seiner Patienten steht. „Die Menschen sind in einem hohen Grad unterernährt! Bei den durchgeführten Ernährungskontrollen mußte 204 Siehe: Steyrer Zeitung 1947: Nr. 29 vom 20.07.1947. S. 2. 205 Ebd. S. 2. 206 Steyrer Zeitung 1947. Nr. 9 vom 02.03.1947. S. 3. An unterernährte Kinder wurde vitaminhaltiger Lebertran ausgegeben.

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