144 Kontingente an Nahrungsmitteln Die akute Versorgungskrise und die fehlenden privatwirtschaftlichen Strukturen nach Kriegsende machten eine Weiterführung von staatlichen Bewirtschaftungsmaßnahmen und eine staatliche Regulierung unabdingbar. Auch wenn grundsätzlich in der Regierung Konsens darüber herrschte, dass es auf Dauer keine planwirtschaftliche Lenkung geben sollte, war zumindest in den ersten Jahren nach Beendigung des Kriegs ein gewisser Lenkungsmechanismus geboten. Allmählich gelingt es dann den Behörden, die Lebensmittelversorgung in geordnete Bahnen zu lenken. „Anstelle des Reichsnährstandes aus der Nazi-Zeit werden wieder die Landwirtschaftskammern eingeführt. Bei den Bezirkshauptmannschaften wurden Ernährungsämter eingerichtet. Für den Ausgleich im Land selbst war das Landesernährungsamt zuständig.“200 Durch diese Maßnahmen und die Stabilisierung der Lebensmittelpreise konnte die Ernährungsversorgung Oberösterreichs stabilisiert werden – „wenn auch auf niedrigem Niveau“.201 Bis 1947 blieb die Versorgungslage der Bevölkerung krisenhaft, erst danach gab es merkbare Verbesserungen. Otto Sagmeister, der Bundesminister für Volksernährung, konnte den ÖsterreicherInnen erst im September 1949 mitteilen, dass die tägliche Kaloriennorm auf 2.100 erhöht werden kann.202 Vor dem Krieg war der durchschnittliche tägliche Kalorienverbrauch bei 3.200 gelegen. Um die Ernährungswirtschaft überhaupt gewährleisten zu können, mussten die Bundesländer genau festgelegte Kontingente an Nahrungsmitteln abliefern, damit vor allem die städtische Bevölkerung davon profitieren konnte. Wenn man sich die Größenordnungen für Oberösterreich ansieht, dann kann man erahnen, welche Belastungen das für die Landwirtschaft bedeutete. Auf einer Ernährungskonferenz, an der die oberösterreichischen Bezirkshauptleute und die Obmänner der Bezirksbauernkammern teilnahmen, wurden folgende Vorschreibungen nur für Oberösterreich-Süd bekanntgegeben: „48.000 Tonnen Brotgetreide, 187.000 Tonnen Milch und Fett, davon allein 32 Millionen Liter Milch, 25 Millionen Stück Eier, 38.000 Stück Schlachtrinder, 12.000 Stück Nutzrinder, 87.000 Kälber, 7.300 Schweine, 2.328 Pferde und 7.394 Schafe sowie 82.000 Tonnen Kartoffeln.“203 200 Rohrhofer, Franz X.: Oberösterreich 1945 – 1955. Wiederaufbau und Neubeginn. Linz 2005. S. 24f. 201 Ebd. S. 25. 202 Parlament erklärt: Wirtschaftlicher Wiederaufbau. [online] http://www.parlament.gv.at/PERK/HIS/REP2/1947-1970/index.shtml (letzter Zugriff: 30.04.2019) 203 Steyrer Zeitung 1947. Nr. 29 vom 20.07.1947. S. 2.
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