136 Zeit noch vielfach mit der Sense geschnitten wurde, blieben in der Folge auch Ähren auf dem Feld liegen, die dann zusammengerecht wurden. Nun baten die „Städter“ – meist Mütter und Kinder – diese aufklauben zu dürfen, damit ersparten sich die Bauern die zeitaufwendige Rechenarbeit. Diese mühsam zusammengetragenen Ähren wurden dann im Rucksack zu bestimmten Mühlen getragen, von denen die Frauen dann im Gegenwert Mehl erhielten.185 Im Juli 1945 setzte das Schweizer Rote Kreuz mit seiner Hilfsaktion ein. Insgesamt wurden an die Steyrer Bevölkerung bis zum 26. Jänner 1946 zehn Tonnen Lebensmittel ausgegeben.186 Lebensmittelkarten Ende Mai betrug die auf Lebensmittelkarten ausgegebene Wochenration je Kopf der Bevölkerung 500g Brot, 200g Mehl, 100g Fett, 200g Fleisch, 125g Zucker, 75g Trockenerbsen, 25g Kaffeemittel und ein Ei Mit dieser Zuteilung im Nährwert von rund 5.280 Kalorien/Woche mussten jene Personen, die keinerlei Möglichkeit hatten, sich sonst irgendwie Lebensmittel zu verschaffen, ihr Auskommen finden. In den ersten Julitagen konnte die wöchentliche Brotration auf 850 gesteigert werden. In Steyr-Ost konnte in der zweiten Juli-Woche die Fleischration auf 300g angehoben werden. Zusätzlich gab es ein Kilogramm Frühkartoffel und für Kinder und Kranke noch zusätzlich je ein Ei! Aktion „Kinderverschickung“ Eine der wichtigen sozialen Hilfsmaßnahmen der Caritas, die sich nachhaltig in das Bewusstsein der Kinder und Familien eingeprägt hat, war die Aktion der „Kinderverschickung“. Besonders schwache und unterernährte Kinder wurden auf Vermittlung der Caritas in diverse Länder wie Spanien, Portugal, Belgien, Holland, Schweiz usw. zur Erholung geschickt. Die Aufenthalte dauerten in der Regel drei Monate. Caritas-Schwestern und Hilfspersonal begleiteten diese Züge. Die Kinder wurden in diesem Zeitraum gut ernährt, mit Kleidung versorgt, reich beschenkt und meist wie eigene Kinder behandelt. Oft entwickelten sich enge Kontakte zu den Pflegeeltern, die noch jahrzehntelang anhielten. Auf 185 Bernt-Koppensteiner, Ines: Steyr im Jahr 1945. Geschichte einer geteilten Stadt. S. 17. 186 Ebd. S. 17/18.
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