129 103.000 Menschen in der übervollen Stadt Steyr Wie viele Menschen sich damals in Steyr zusammendrängten kann nur geschätzt oder von verschiedenen Aussagen und Angaben abgeleitet werden: So berichtet der „Steyrer Kalender“ 1949 davon, dass im Sommer 1945 vorübergehend 70.000 Menschen zu versorgen waren. Bürgermeister Anton Steinbrecher spricht davon, dass sich die Stadtverantwortlichen im Juni 1945 um nahezu 103.000 Menschen kümmern mussten. Wenn man davon ausgeht, dass durch einen nochmaligen Zuzug von Flüchtlingen in Juni bereits 74.000 Menschen in der Stadt lebten und zu dieser Zahl noch die 29.000 deutschen Kriegsgefangenen miteinrechnet, für die Stadt ebenfalls aufkommen musste, dann kommt man auf die horrende Zahl von 103.000 Personen. Die unfassbar hohe Zahl der Ortsfremden setzte sich so zusammen:175 • Reichsdeutsche, die seit 1938 im Rüstungsbetrieb arbeiteten und mit ihren Familien nach Steyr gekommen waren. • Arbeitskräfte aus den Reihen der Sudentendeutschen und Volksdeutschen, die 1933 – 1944 mehr oder weniger „freiwillig“ her gekommen waren. • Reichsarbeitsdienst-Angehörige (RAD) • Umsiedler • Ehemalige Fremdarbeiter, Kriegsgefangene, KZ-Insassen • 1945 evakuierte Frauen und Kinder aus Deutschland und Schlesien • „Politische Flüchtlinge“ (NS-Amtsträger) aus dem Großdeutschen Reich und aus ehemals verbündeten Staaten (besonders aus Ungarn), für die Oberdonau 1945 einen letzten Zufluchtsort darstellte. • Geflüchtete aus allen Teilen Österreichs – sei es aus bereits bombardierten Städten oder wegen der näher rückenden Front. (Im Herbst 1945 wohnten noch rund 600 Wiener in Privatwohnungen und 585 in Lagern im Stadtgebiet) Während sich die Bevölkerungszahl innerhalb weniger Wochen bereits wegen der einsetzenden Repatriierungen um 15.000 verringerte, stieg sie 1946/47 nochmals an. Einerseits erreichte noch eine letzte große Flüchtlingswelle von 175 Siehe: Bernt-Koppensteiner, Ines: Migrationsstadt Steyr, S. 80.
RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2