Die Stadt Steyr, Nachkriegszeit – Besatzung – Wiederaufbau 1945 - 1955

124 Abgeordneten, hohen Beamten und deren Familien. Sie flohen vor der sowjetischen Front, die im März schon knapp vor den Toren Preßburgs stand. Das aufgelassene Stift Kremsmünster war bereits im April 1941 beschlagnahmt und im November 1941 dem Gau Oberdonau übereignet worden. Bei der Slowakei handelte es sich eigentlich um einen Satellitenstaat Großdeutschlands. Josef Tiso war katholischer Priester und Staatspräsident, er wurde nach Kriegsende von den Alliierten im Kloster in Altötting in Bayern verhaftet und in die Tschechoslowakei ausgeliefert. Am 15. April 1947 wurde er vom tschechoslowakischen Volksgerichtshof zum Tode verurteilt und am 18. April durch den Strang hingerichtet. Die Stadt Steyr – ein „Schmelztiegel“ von Menschen unterschiedlicher Herkunft Diese Situation traf in verstärktem Ausmaß auf Steyr zu, weil die Stadt bereits vorher ein „Schmelztiegel“ von unterschiedlichen Menschen war, die aus den verschiedensten und oftmals entlegensten Gebieten des „Großdeutschen Reiches“ gekommen waren, aber auch aus Gebieten, in denen das NS-Regime einen Bevölkerungstransfer der deutschen Minderheiten (Volksdeutsche) „heim ins Reich“ propagiert und organisiert hatte – z.B.: aus Italien und Russland.162 Als erste „volksdeutsche“ Gruppe kamen auf diese Weise jene Südtiroler nach Steyr, die für das Deutsche Reich optiert hatten.163 Eine genaue Zahl der nach Steyr gekommenen Südtiroler ist statistisch nicht erfasst, aber im Schuljahr 1941/42 wies z.B. die Volksschule Münichholz 15,5% der Schulkinder als „Rückwanderer aus Südtirol“ aus.164 162 Bernt-Koppensteiner, Ines: Steyr im Jahr 1945. Geschichte einer geteilten Stadt. S. 20. 163 Diese Option war für die Südtiroler nach der „Berliner Vereinbarung“ vom 23. Juni 1939 - abgeschlossen zwischen Benito Mussolini und Adolf Hitler – möglich geworden. Die Nationalsozialisten planten ihre Ansiedlung in Gebieten im Osten Europas wie Galizien oder Polen. Der Großteil der Südtiroler kehrte nach dem Zweiten Weltkrieg wieder in ihre Heimat zurück. 164 Vgl. Bernt-Koppensteiner, Ines: S. 20. Katholischer Priester und Staatspräsident der Slowakei von 1939 bis 1945.

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