122 rund eine Million Menschen auf, die aus unterschiedlichen Gründen in Oberösterreich – und hier meist im Gebiet von Oberösterreich-Süd, also der amerikanischen Besatzungszone – angekommen waren: Wehrmachtsangehörige, ausländische Zwangsarbeiter, Kriegsgefangene, ehemalige Insassen von Konzentrationslagern, Dienstverpflichtete, Ausgebombte und vor den russischen Besatzungssoldaten Geflohene aus dem Osten unseres Bundesgebietes. Und ständig trafen neue Flüchtlingszüge ein. Es war ein fortdauerndes Kommen und Gehen: neu aufzunehmen waren jüdische Flüchtlinge, aus Osteuropa zurückgeführte Österreicher, freigelassene Kriegsgefangene und vertriebene Volks- und Sudetendeutsche……… Oberösterreich war somit zum Ende des Zweiten Weltkrieges gewissermaßen zum Mittelpunkt der Wanderungs- und Fluchtbewegungen geworden. Selbst nach Jahren riss der Flüchtlingsstrom nicht ab: Dank der Benes-Dekrete158 kam es noch bis 1947 zur massenhaften Entrechtung und Vertreibung von Sudetendeutschen aus tschechoslowakischen Gebieten, von denen viele nach Oberösterreich kamen.159 Das schwierige Problem der Betreuung und Versorgung dieser Menschenmassen betraf vorwiegend die amerikanische Besatzungszone. „Die Aufgabe der US-Militärregierung im südlichen Oberösterreich – also auch in Steyr – war es, die gewaltigen Menschenmassen zu erfassen, mit Unterkünften auszustatten, mit Lebensmitteln und Kleidung zu versorgen sowie die Repatriierung in ihre Heimatgebiete zu organisieren. Bis Ende 1945 gelang es bereits, knapp 200.000 Menschen in ihre Heimatländer zurückzuführen“.160 158 Die sogenannten Benes-Dekrete, ausgearbeitet vom späteren tschechoslowakischen Staatspräsidenten Edvard Benes und am 19. Mai 1945 erlassen, stellten die rechtliche Grundlage dar, die Sudentendeutschen aus Böhmen und Mähren auszuweisen. Erst mit dem „Potsdamer Abkommen“ vom 2. August 1945 erklärten die Siegermächte die „Überführung der deutschen Bevölkerung nach Deutschland“ für rechtmäßig, nachdem es bereits zuvor schon zu zahlreichen Übergriffen auf die deutsche Bevölkerung gekommen war. Rund 2,5 Millionen Menschen mussten ihr zu Hause verlassen. Viele überlebten die Vertreibung nicht: Bis zu 250.000 Deutsche wurden direkte oder indirekte Opfer der Flüchtlingswelle. 159 Kreuzwieser, Elisabeth: Ein Flüchtling- und Barackenland. Forum OÖ Geschichte – Virtuelles Museum Oberösterreich [online 2005] URL: http://www.oegeschichte.at/epochen/1945-2005/befreiung-undkriegsende. S. 1. [letzter Zugriff: 16.05.2019) 160 Vgl. Kreuzwieser, Elisabeth: Ein Flüchtlings- und Barackenland, S. 1.
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