121 Die Stadt Steyr unterhielt damals vier Mutterberatungsstellen. Da die sieben bestehenden Kindergärten übervoll waren, mussten weitere zwei rasch dazu gebaut werden, um die permanente Nachfrage befriedigen zu können. Damit man einen Eindruck gewinnt, wie intensiv die Eingaben der Steyrer Bevölkerung an die Stadtregierung war, ging der Bürgermeister in seinen Ausführungen noch kurz auf die Arbeitsbelastung der verantwortlichen Gemeindefunktionäre ein, „die neben der laufenden Führung der Stadtgeschäfte noch die Planung, Beratung und Beschlussfassung aller bisher aufgezeigten Arbeiten“156 erledigen müssen. Er beleuchtete diesen Aufwand mit nachstehenden Daten: „Vom Juli 1946 bis Ende September 1948 haben 11.116 Personen Ansuchen verschiedenster Natur beim Bürgermeister vorgebracht. Von diesen konnten 9.084 positiv im Sinne der Ansuchenden erledigt werden. 2.032 Ansuchen konnte wegen mangelnder gesetzlicher Gegebenheiten oder wegen sonstiger nicht zu überbrückender Hindernisse nicht stattgegeben werden. [….] Die demokratischen Institutionen der Stadt, nämlich der Stadt- und Gemeinderat hatten sich in einer Reihe von Sitzungen mit Problemen finanzieller, fürsorglicher, baulicher und gewerberechtlicher Art zu beschäftigen. Vom Stadtrat wurden in den Jahren 1946 bis 1948 in 63 Sitzungen 3.528 Beschlüsse gefasst. Der Gemeinderat befasste sich in derselben Zeitspanne in 13 ordentlichen und zwei außerordentlichen Sitzungen mit 174 Tagesordnungspunkten.“157 Die vielen Flüchtlinge: Eine Herausforderung für die Stadt Die nationalsozialistische Herrschaft, der Krieg und das Kriegsende hatten die größte Wanderungs- und Fluchtwelle ausgelöst, die Oberösterreich je erlebt hatte: es kam zu einer drastischen Überbevölkerung im Oberösterreichischen Zentralraum. Im gesamten Landesgebiet drängten sich zwei Millionen Menschen zusammen. Neben knapp einer Million Einheimischer hielten sich 156 Ebd. S, 65. 157 Ebd. S. 66.
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