105 Die ersten freien Wahlen Das von Bürgermeister Franz Prokesch angesprochene „Aufbauens des Vertrauens der gesamten Bevölkerung“ wurde dann bei den Wahlen am 25. November 1945 Realität. Diese Wahlen waren eigentlich Nationalratswahlen – und zwar die ersten freien Wahlen nach dem Zweiten Weltkrieg, wobei in Entsprechung zu diesem Ergebnis die Gemeinderatsmandate des am 6. April 1946 neu konstituierten Steyrer Gemeinderats aufgeteilt wurden. In der Stadt Steyr gab es damals eine Wahlbeteiligung von unfassbaren 95,65%. Das war sicher auch ein Zeichen dafür, wie die Steyrer Bevölkerung mit der wieder gewonnenen Freiheit selbstbestimmt umging. Die Wahl erbrachte folgendes Ergebnis: SPÖ: 9.134 Stimmen (56,2%); ÖVP: 5.210 Stimmen (32,2%); KPÖ: 1.868 Stimmen (11,6%). Daraus resultierte folgende Mandats-Entsprechung für den Gemeinderat: SPÖ: 20 Mandate; ÖVP: 12 Mandate; KPÖ: 4 Mandate.122 Überraschendes Ergebnis bei den Nationalratswahlen 1945 Am 25. November 1945 fanden in Österreich die ersten freien Nationalratswahlen seit 15 Jahren statt. Niemand konnte wissen, welches Ergebnis dies Wahlen bringen werden: Es gab noch keine Meinungsumfragen, keine Computer, keine Hochrechnungen. Nur eines stand am Wahlabend fest: Es gab eine sehr hohe Wahlbeteiligung – nämlich 94 Prozent. Was auch bereits vorher klar war: Es handelte sich gleichsam um eine „Frauen-Wahl“: 2 216 259 wahlberechtigten Frauen standen nur 1 233 346 wahlberechtigte Männer gegenüber (hunderttausende Männer waren gefallen, viele noch in Gefangenschaft). „Es sind also die Frauen, die in dieser so entscheidenden Wahl Österreichs weiteres Schicksal bestimmen.“123 Der Ausgang der Wahl war eigentlich für alle überraschend: die ÖVP gewann den Wahlgang mit 49,8 Prozent der Stimmen (1 602 227 Stimmen) vor der SPÖ mit 44,6 Prozent (1 434 898 Stimmen) und der KPÖ mit 5,42 Prozent (174 257 Stimmen. Damit war die bisherige Regierung Dr. Karl Renner abgewählt. 122 Steinbrecher, Leopold: Steyrer Geschäfts- und Unterhaltungskalender für Stadt und Land, 1949, S.61. 123 Siehe Portisch/Riff: Österreich II. S. 384.
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