Die Stadt Steyr, Nachkriegszeit – Besatzung – Wiederaufbau 1945 - 1955

103 Bürgermeister wurde Franz Prokesch (SPÖ), seine Stellvertreter waren Anton Azwanger (SPÖ) und Johann Kahlig (KPÖ), der bisher Bürgermeister von SteyrOst war, sowie Franz Paulmayr (ÖVP). Viele Steyrer Gemeindebürger verstanden damals nicht, dass die amerikanischen Besatzer einen Gemeinderat bestellten, dem 38% kommunistische Gemeinderäte angehörten. Man darf jedoch nicht vergessen, dass diese Gemeinderäte der KPÖ in der Zeit der Teilung der Stadt sehr viel Positives auf humanitärem Sektor und im schwierigen Umgang mit den russischen Besatzungstruppen geleistet hatten.118 Bürgermeister Franz Prokesch stellte in der konstituierenden Sitzung „mit besonderer Freude fest, dass in unserem Kreise Männer sitzen, die im vergangenen Regime den Leidenskelch bis zur Neige ausgekostet haben“, um fortzufahren: „Noch ist dieser Gemeinderat noch nicht unser Ideal, noch ist er nicht aufgebaut auf dem Vertrauen der gesamten Bevölkerung. Immerhin ist aber auch die gegenwärtige Gemeindevertretung bereits ein Abbild der im Entstehen begriffenen politischen Parteien.“119 In dieser wichtigen Sitzung wurde auch die Einrichtung von sechs Ausschüssen beschlossen: Finanzen und Recht, Bau und Verwaltung, Fürsorge, Liquidierung und Wiedergutmachung, Kultur und Sport, sowie Fremdenverkehr. Aufgrund der völlig unzureichenden Wohnungssituation wurde auch ein sogenannter „Zentralwohnungsausschuss“ gebildet.120 Reise- und Verkehrsvorschriften Noch im September 1945 gab es klare „Reise- und Verkehrs-Vorschriften für Personen und Fahrzeuge“, die abermals mit Hilfe eines Plakates an die Steyrer Bevölkerung verkündet wurden, diesmal unterschrieben vom Bürgermeister und vom „Public Safety Officer“ der Amerikaner. Im ersten Teil ging es schwerpunktmäßig um das Reisen außerhalb von Steyr, im zweiten Teil um die Bewegungen innerhalb des Stadtbereiches: 118 Bernt-Koppensteiner, Ines: Steyr im Jahr 1945. Geschichte einer geteilten Stadt. S. 12. 119 Protokoll der Sitzung des Gemeinderates vom 14. September 1945, S. 19. 120 Ebd. S.17

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