100 Kulturinitiativen in Steyr-Ost Trotz der – oder vielleicht sogar wegen - der so schwierigen und trostlosen Lage für die Bevölkerung, wurde über Wunsch und Anregung der sowjetischen Besatzungsmacht eine besondere Kulturinitiative gesetzt: Ehemalige Schauspieler und Sänger des Steyrer Stadttheaters – verstärkt durch Kollegen aus Wien – nahmen sehr bald wieder den Theater-Spielbetrieb auf. In der von Bomben beschädigten Turnhalle des Ostteils der Stadt (jetzt Jägerstraße 1) wurde, nach provisorischer Instandsetzung des Gebäudes, das sogenannte „Neue Theater“ eröffnet. Als der vorgesehene Spielleiter, Gottfried Treuberg, diesbezüglich in der russischen Kommandantur vorsprach, verwendete er in seiner Aufregung das ihm geläufige „Heil Hitler“ als Grußformel; die Russen „übersahen“ die Unachtsamkeit und so konnte Treuberg als Intendant mit seiner Arbeit beginnen. Bei der armseligen Beleuchtung durch Petroleumlampen und Kerzen startete am 22. Juni 1945 die Spielsaison mit der Operette „Der fidele Bauer“ von Leo Fall. Als nächstes folgte „Liebelei“ von Arthur Schnitzler, die Operette „Die tolle Lola“ von Hugo Hirsch, das Schauspiel „Gespenster“ von Henrik Ibsen und das Lustspiel „Ingeborg“ von Curt Goetz. Am 4. Und 5. Juli gab es sogar einen großen und bunten Kabarettabend! Das in der Zwischenzeit wieder gut eingespielte Ensemble übersiedelte dann in die Stadt und setzte ihren Spielbetrieb ab dem 15. September 1945 im Alten Stadttheater fort. In langwierigen Verhandlungen gelang auch, einen Kinobetrieb in Steyr-Ost zu etablieren. Rudolf Binderberger, der Kinobesitzer in Garsten, schaffte es schlussendlich, dass er Vorführgeräte über die Enns bringen durfte. In der Halle des ehemaligen „Deutschen Turnvereins“, einst die Hochburg der Steyrer Faschisten, entstand auf diese Weise ein Kinosaal, der von der Bevölkerung mit großer Begeisterung aufgenommen wurde.
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