Darstellungen - Reinhard Moser

4. STATION: DER LETZTE NAGELSCHMIED 76 / Ein wichtiger Bereich der Eisenverarbe itung war die Nagelschmiede. Jedes Stück ist ha ndgemac ht, kein Nagel gleicht dem a nd eren, so wie kein Mensch dem a nd eren gleicht. Es glühen die Stifte in der Esse . Vom Feuer kommt das Licht für die ganze dunkle, rußige Werkstatt. Der Nage l leu chtet aus se in em Inneren herau s, wie ein Mensch, der für eine Sache glüht und sich formen läßt. Die Arbeit in der Nagelschmiede war viel hektisch er a ls die Arbe it im Sensenwerk. Bis auf wenig Schlaf hat der Nagelschmied fast Tag und Nacht gehämmert. Es war schon e ine Art Alkordarbeit. Stück um Stück wurd en die Näge l geglüht, gehämmert, geformt, vermarktet und verkauft. Es waren oft Familienbetriebe und a uc h schon die Kinder wurden zur Arbeit in der Schmiede e ingespannt. Konzentriert, ja fast andächtig meditativ formt sich in des Meisters erfah renen Händen wieder und wieder das glühende E isen vom Berg zu e inem feinen, spitzen Nagel. Irgendwann legt auch er den vertrauten Hammer ein letztes Mal weg. Irgendwann löscht au c h er ein letztes Mal das Licht. Und irgendwann bläst a u ch er die alte Esse nicht mehr a n. Der Handwerker hat seine Pflicht getan, der Schmied hat se in E isen geformt, der Künstler hat seinen Beitrag geleistet. Der Großvater hängt se in en Lederschurz an den Nagel, der Mensch kann gehen.

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