REIN HARD MOSER DARSTELLUNGEN MALEREI UND ZEICHNUNG M i t Texte n des K ünstlers un d e in er Betrach t ung zum ,, KREUZWEG DER SENSE" vo n R u pe r t Fed erse l
DIE FARBEN DER EISENSTRASSE Landschaft- gebirgig, waldig, Wiesen und Weiden, Bauernland. Geprägt durch den Fleiß seiner Bevölkerung, aber auch zunehmend belastet durch Verkehr und Industrie. Trotzdem liebenswerte Heimat. Copyright © 1998 by Verlag S<tfMITSBt~c:;t~ · Steyr All e Bildrecl1te beim Verlag Bildrepros, Offsetlitl1os und Gestaltung Atelier Schrnitsberger, Steyr
VERLUSTEVERGÄNGLICHES UNWIDERRUFLICH VERLOREN; VORBEI? Gedanken zu drei Zyklen Reinhard Mosers. Der Mensch lebte im Einklang mit der Natur. Seit ihm gesagt wurde „Macht euch die Erde untertan, riskiert er in selbstmörderischer Absicht seinen tödlichen Absturz". (Rupert Federsel) Jeder vermeintliche Gewinn, jeder vermeintliche Fortschritt wurde mit unwiederbringlichen Verlusten bezahlt: Eroberungen und Entdeckungen zerstörten Paradiese. Wir verloren den Frieden, weil wir ihn durch Gewalt bewahren wollten. Unsere fortschrittliche Technik brachte uns den Verlust des Handwerks. Die Vermarktung unserer Heimat lässt sie uns verlieren. Als Restmüll bleibt der Mensch in seiner verlorenen Unschuld. Die unverlierbare Sehnsucht nach dem Ursprung - der heilen Welt - im Herzen, leidet Reinhard Moser an der Konsequenz dieser Entwicklung. Als grandioser Zeichner, Maler und vor allem auch Denker bringt Moser bei allem kritischen Intellekt eine Gefühlsdurchlässigkeit fernab jeglicher weh leidigen Empfindsamkeit mit, die die emotionale Basis seiner Kunst bildet. In langen Gesprächen habe ich Moser als einen Menschen schätzen gelernt, der mit sich in absoluter Übereinstimmung lebt. Ganz stark spürbar wird das in seinen eigenen schlichten Worten, die jeden Versuch einer Interpretation zum Stammeln verkommen lassen. Nur ein Nachempfinden, wie es in den Betrachtungen Rupert Federsels zum „Kreuzweg der Sense" zum Ausdruck kommt, kann ihm gerecht werden. Jede Ausstellung, jede Schau, auch wenn sie überregional ist, hat museale Absichten. Es ist der Versuch, Vergängliches, bereits Vergangenes, zu beschwören, festzuhalten, zu bewahren; bereits Verlorenes unverloren zu machen. Die Sehnsucht nach dem Paradies. Diese Absicht ist schlußendlich auch legitime Absicht und legitimer Antrieb ehrlicher Kunst. Womit der Kreis sich schli eßt. GottfrieJ Schniit.1berger Herawgeber ano Verfe_qer 13
Selbstdarstellung Rei nhard Moser GEDANl<EN ZUR LANDESAUSSTELLUNG, UND GEDAN I< EN Ü ß ERMICH SEL ß ST. Land der Hämmer! E in Begriff, erstmals gehört und auswendiggelernt in der Volksschule mit dem Text der Bundeshymne. Hämmer, ja die ware n uns Kindern vert ra ut. Schon im Vorschulalter war ich fasziniert von diesem schweren, kompakten Werkzeug. Immer w ieder zog es mich zur Schmi ede in un serem bescheidenen, abgelegenen Heimatdorf, wo i.ch stundenlang zusehen konnte, wie die sc hwere n Bauernrösser beschlagen w u rden, g lutheiße E isenreifen a u f hö lzerne Wagenräder au fgezoge n wurden und dicker Oualm und Feu e rzünglein vom schwarz angebrannten Holz aufstiegen. Hämmer schluge n a u f g lüh ende E isenstäbe, die am Amboß in die gewünschte Form gebrach t w urden. Faszinierend und abenteuer lich! E inige Kilometer au ßerhalb des Dorfes stand (u nd ste ht noch heute) ein Sensenwerk. E in düsteres, schon etwas mi tgenommenes Gebäude mit hohen, blinden Fe nstern und Sensenwerk Sonnleithner, Laussa 4 / e in em für mich sehr beeindruckenden, z iege lroten Schornstein. Dumpfes Pochen drang a u s diesem Gebäude, flackernder G lutschein hin ter den blinden Fenstersch eiben, düster, bedrohe nd , ge heimn isvoll. Aber auch unheimlich spannend. In spätere n Jahren bekam ich vom Hammerherrn, e in em guten Bekannten meiner E ltern, die E rlaub ni s, mich 1m Inneren d ieser Werksgbäude umzu sehe n, und ich konnte d ie einze ln en Arbe itsgänge zur Erzeugu ng e iner Sense ha u tnah miterlebe n.
Sensenhammer Schröckenfux, Ross/eilen / 5
Alte Schmiede Ve rrußte Gestalten in Arbe itskle idung und Lederschurz , glühe nd e Esse n, F unke nsp rüh en , ohrenb etäubender Lärm; d as ware n di e bl eibe nden E ind r ück e . D ie Sense nschm iede erschi e ne n mir a nd ers a ls die mir ve rtra u te n D orfbewohn e r, me ist Bau ern und KJ e ingewerbe tre ibend e ; sc hwe rer, gedrungen er, kraftvoller ! Kindheitse rinne runge n . Als vo r einigen J ahren d e r Gedanke a uflrnm, di ese Z eit in Form einer regio na le n Ausste llung wied e r gegenwärt ig werd en zu lasse n, war ich bege istert. Und a ls ic h e ingela d e n w urde, zu di esem Thema eine Au sste llung zu gest a lte n, sagte ic h sofor t zu. D ie L a ndscha ft d es E nn s ta les und d as G ebiet d e r E isenw u rzen war mi r scho n in Jugendj a h ren ve rt rau t . Tage la ng durchs treifte ich a ls junger Bursc h zu F uß di e Tä ler und Sc hluc hten d es Hintergebirges, fuhr au ch ge legentlich , hoch o be n a u f rauh en Baumstämme n s itze nd, mi t d er legendär en Waldba hn, erfo rsch te die a bge lege nste n W inke l und Ecke n di eses fasz ini e re nd en Gebietes. F örster, J äge r, Walda r beite r ware n vertra ute Gefährte n, ve rsteckte J agd- und Holzk nechthütten die Zi e le me iner roma ntisch- n a iven Ged a nke nwe lt . O ft traf ich be i me in e n Str eifz üge n a u f Sp u re n vergange ne r T ätig ke it. Ve rrostete G leisanl agen , irge ndwo beginn end und a brupt endend , du rch s tete Kraft des W ild - wassers zerstö rte K lau se n, vermoderte, zu sammenge fügte Stämme, di e e inma l eine H o lz riese bil de te n, ve rlassene H ütten , au s jah r hund e rtealten Baumstämme n gebau t, mi t offe ne r Fe ue r ste ll e im Inne ren , au fgege bene, ve r fallen e Almhü tten .- Dama ls fest igte sich in mir d ie t ie fe Bindung und L ieb e zu di esem Teil meiner Heimat. D amals a uc h begann ic h, me ine E indrück e von La nd schaft und Bevölkerung mi t d em Zeich enstift festzuha lten. N ur für mich selbe r fe rt igt e ic h di ese Skizze n an , ni ema nd sonst b ek am s ie zu seh en . Späte r, J a hre später hatte mich di e Leiden sc haft d es M a ien s vo ll er faß t. Ich hatte ge lernt, di e N a tur in ihre r Vie lfa lt besser zu verste hen, ich flü chte te vor d en mode rn e n E rrunge nscha ften d er Gese llschaft, Au sla ndsurla ube und ku rz lebige Modediktate sagte n mir nichts. E in Pi rsc hgang in früh e r Mo rgenstunde entsch ädig t e mich vi elfac h. Me ine Ged a nke n übe r d ie P ro bl eme un se res Daseins versu chte ich, mit ma le ri sche n Mjue ln d arzu st ell e n und ging d amit in ver schi ed e nen Ausste llunge n a n die Ö ffe ntli chkeit . 6 / Im Hintergebirge
Alter Kalkofen, Steinbach am Ziehberg / 7
,,,,,,, , J fJ• . ~1 '.~7-t '11.f»a<""'j / "'. ,---../ , .,.,: - ~ -.. Einödhammer, Prollinggraben f t ' ~f • •. , ilnnerbergersladel, Weyer Ich erwartete Verständnis und Beifall , hatte au ch Erfolg, stieß aber auch oft genug auf Ablehnung und aggressive Kritik. Heute genieße ich diese Konfrontation mit me in e n Kritikern, ja ich suche sie sogar, ich brauche sie. Diese Kritik beweist mir, daß die Aussagen in meinen Bildern greifen, daß ich ins Schwarze treffe . Die Landesausstellung „Land der Hämmer" war der wi llkommene An laß, mi c h w ieder inten s iver mit me iner engeren Heimat a use inanderzusetzen. Es entstanden BilderZyklen und Zeichnungen; einige davon sind in Ausste llungen zu sehen oder wurden als Motive für den heuer herausgebrachten Eisenstraßen -Kalender verwendet. Das Jahr der Landesausstellung wird zu E nde gehen; ich spüre, daß der begonnene Prozeß des Wiederfindens in mir noch lange nicht abgeschlossen ist. Dieses Land mit seinen offenliegenden Schönheiten und vie lfach verborgenen Re izen hat mi c h wieder in seinen Bann gezogen. Alte Scl1miede Balgsetzerlwus, Weyer 8 /
Die Katzensteinermühle, Weyer / 9
l<REUZWEG DER SENSE (TECHNIK ALS ABSTIEG VOM HANDWERK) Betrachtungen von Rupert Federsel 1. STATION: DIE ERZ-GEWINNER 10 / Wie die glühende Sonne im Morgengrauen, so erhebt sich der Erzberg inmitten grüner Hügel dort am Ende des Tales. Wie fleißige Ameisen hämmern und schlagen die Männer das Erz aus dem Berg. Die Natur läßt es schweigend geschehen. Der Himmel ist grau und verrußt ist die Gegend. Hart ist die Arbeit der Männer bis das Erz im Hochofen glüht. Was bleibt, ist flüssiges Eisen und wertlose Asche. Aber woher nehmen die Dinge ihren Wert? Wenn man sche inbar tote Schlacke anschleift, dann kommen leu chtende Eisenteile zum Vorsc hein. Wenn man die vergangene Zeit der Eisengewinnung und die harte Arbeit der Menschen von damals „anschleift", dann kommt leu chtendes Leben verrußter Knappen zum Vorschein. Weil sie nahmen was die Natur ihnen gab waren sie trotz Mühsal und Schweiß am Abend die Erz-gewi nne r. Wir rauben und plündern, wir stehlen und beuten sie aus unsere Welt. So wird der Mensch zum Erz-Verlierer.
1. STATION : D I E ERZ-GEWINNER / 11
2. STATION: FEUER IM VULKAN 12 / Holzkohle war für die Hammerwerke in den Tälern und an den Flüssen von ganz eminenter Bedeutung. So zog man dem Wald nac h hinein in die Gräben, um sein Holz zu nutzen und dennoch den Wald nicht zu zerstören. Das Bild der Landschaft war von den Meilern geprägt. Den einen hat man aufgebaut der andere hat schon geglost und am dritten hat man geerntet: Hitze und Glut Kraft und Energie für die Essen der Hammerwerke. Außen war der Meiler kühl aber im Inneren, ganz tief drinnen in seinem Leibe, da lebte das Feuer im heißen Vulkan . Über sorgfältig eingeplante Hohlräume kroch die Glut allmählich von innen nach außen, sodaß die Scheiter ni c ht verbrannten, nicht erstickten, sondern glühen und verkohlen konnten. Er wurde geöffnet und geschlossen. So konnte er porenti ef atme n wie der Mensch durch seine Haut. Es atmet der Meiler, es atmet die Landschaft, es schlägt das glühende Herz, um Kraft zu entwickeln für die feurigen Essen dort unten am Fluß.
2. STATION: FEUER IM VULl<AN ------- / 13
3. STATION: DER SENSENKÜNSTLER 74 / Damals, a ls wir noch Kinder waren, und auf Wiesen und an Bächen un sere Spie le spie lten, da hörten wir die dumpfen Schläge und das tiefe Dröhnen schwerer Hämmer durch das ganze Tal und unsere kleinen Körper v ibri erten im Rhythmus der Schläge. Drinnen war das Hammerwerk düster und grau Lampen gab es nur wenige. Das Licht kam von der Esse . Durch kleine, graue Fenstersche iben tanzte rotes Licht ins Freie . Unerbittlich schl ägt der schwere Hammer auf glühendes Eise n. Es führt der Handwerker Regi e. Was muß er doch für ein genialer Künstler gewesen sein. Und wenn dann spät am Abend die Sense fertig war, dann hat der rußige K unsthandwerker tatsächlich a us einem Stück Erzberg eine wunderbare Sense in die Welt gezaubert. Heiß und la ut schl ägt der schwere Hammer den müden Tag zur Neige. Und wenn das Feuer sich a ll mählich in die Asche verkriecht dann hat der alte Hammerschmied 16 Stunden Schwerarbeit wieder hinte r sich gebracht. Nun darf er eine kurze Nacht lang müde sein und schlafen, aber schon vor Sonnenaufgang da glühen s ie wieder die Essen im Tal.
3. STATION: DER SENSEN KÜNSTLER I 15
4. STATION: DER LETZTE NAGELSCHMIED 76 / Ein wichtiger Bereich der Eisenverarbe itung war die Nagelschmiede. Jedes Stück ist ha ndgemac ht, kein Nagel gleicht dem a nd eren, so wie kein Mensch dem a nd eren gleicht. Es glühen die Stifte in der Esse . Vom Feuer kommt das Licht für die ganze dunkle, rußige Werkstatt. Der Nage l leu chtet aus se in em Inneren herau s, wie ein Mensch, der für eine Sache glüht und sich formen läßt. Die Arbeit in der Nagelschmiede war viel hektisch er a ls die Arbe it im Sensenwerk. Bis auf wenig Schlaf hat der Nagelschmied fast Tag und Nacht gehämmert. Es war schon e ine Art Alkordarbeit. Stück um Stück wurd en die Näge l geglüht, gehämmert, geformt, vermarktet und verkauft. Es waren oft Familienbetriebe und a uc h schon die Kinder wurden zur Arbeit in der Schmiede e ingespannt. Konzentriert, ja fast andächtig meditativ formt sich in des Meisters erfah renen Händen wieder und wieder das glühende E isen vom Berg zu e inem feinen, spitzen Nagel. Irgendwann legt auch er den vertrauten Hammer ein letztes Mal weg. Irgendwann löscht au c h er ein letztes Mal das Licht. Und irgendwann bläst a u ch er die alte Esse nicht mehr a n. Der Handwerker hat seine Pflicht getan, der Schmied hat se in E isen geformt, der Künstler hat seinen Beitrag geleistet. Der Großvater hängt se in en Lederschurz an den Nagel, der Mensch kann gehen.
4. STATION: DER LETZTE NAGELSCHMI ED I 17
5. STATION: DER TOD DER SENSE 18 / Auf einmal schaut die Welt ganz anders aus. Die Linien sind gerade oder auch zick-zack. Das Rad dreht sich im Kreise, schneidet, sägt und trennt fast jeden Widerstand. Alles wird schneller, alles wird größer, alles wird teurer, alles wird bunter und die Farben haben keine Farbe mehr. Sie haben ihr Licht verloren. Die Kunst des Handwerkers ist tot. Es lebe die Geschwindigkeit. Wir überholen die Natur am Pannenstreifen, und in die Leere geht der Mensch. Sein Gesicht hat er schon lange verloren - was hat er denn noch zu tun? Und weil er seine Erz-Kreativität so sehr vermißt, darum muß es immer schneller, immer größer, immer mehr von dem sein, was er weder will noch braucht. Früher hat die Sense Gras und Korn für Vieh und Mensch gemäht. Heute fressen sich dicke Motorsägen ins lebendige Fleisch üppiger Regenwälder, um jenes Land zu roden, das der Mensch, so wie er sagt, für seine Rinder braucht, deren Fleisch er dann nicht mehr verkaufen kann. Es landet angefault auf dem globalen Rinderberg oder BSE-verseucht in den urbanen Essen unserer Fortschrittsidiotie.
5. STATION : DER TOD DER SENSE I 79
NACHGEDANl<EN Ob das Leben früher wertvoller war als heu te, ob es besser war? Ich we iß es nicht. Vielleicht ist schon die F rage fa lsc h. Aber e ines ist doch s icher: Der Mensch lebte im E inklang mit der Nat ur. Seitdem ihm gesagt w u rde: ,,Mach t Euc h die Erde untertan" riskiert er in se lbstmörderisc her Absicht seinen töd li chen Absturz. Sein Feh ler: Der Narr hat sic h se lbst über die Natur e rh oben und sich zu ihrem Herrn gemacht. Das wird in a ll e Hosen ge hen . Es wird noc h eine We il e dauern, bis d ie Natur den Menschen abschü tte ln w ird w ie e in e lästige Laus. Und ob es einma l Menschen gegeben haben w ird a ut diesem unbedeute nd e n Planeten, das wird dem Kosmos ziemli ch egal se in. Heute ge ht es darum, der Entwicklung von Mensch, Welt und M_itwe lt wahrh aftig und e hrlich in s A nges ich t zu scha ue n und z u Fragen: ,,Wohin ge hst Du, Me nsc h?" Der fetzte Nage/schmied 20 /
Eine kl ein e Geschichte zum Sc hluß: Treffen s ic h zwe i Welten a uf e inem k le in e n Spaz ie rgang im A ll. D ie e ine schon etwas verrunze lt und ver kohlt, a ber doc h sehr we ise, die a nd e re noch jung und grün. Sagt d ie e in e z u der a nd ere n: ,,Na, w ie geht es dir de nn so, me in e li ebe Mitwelt? Du scha us t ja noc h rec ht frisc h aus ." ,,Oh ja, danke, es ge ht sch on, eigentli c h ganz gut, wenn ic h nu r di ese lästige H a u tkrankh e it, diesen lästigen Juckreiz nicht hätte , sc he in t e in e Art Pi lzbefa ll zu sein. G ibt es denn so was w ie e ine kosmis c he Ne urodermitis?" ,,Na sowas", sagt d ie weise andere, ,,was is t d e nn los a u f deiner Obe rfläc he?" ,,Ich g la ube, ic h habe homo sapiens" sagt da die grüne Erde. ,,Oh Go tt" sagt da die Freundin au s dem All „mach d ir ni c h ts draus, das hatte ic h a uc h. Keine Angst, das ve rgeht auch w ieder, und sc hn e ll er a ls du denkst ." , I Arbeit ehrt .. .und prägt / 27
ZYl<LUS: EUROPA ENTDECl<T AMERll<A VOR 500 JAHREN HAT EUROPA AMERIKA ENTDECKT. GRUND ZU FEIERN, JUBILÄEN UND FESTEN BEIDERSEITS DES ATLANTIKS. REINHARD MOSER SIEHT WENIG GRUND ZU JUBEL, EHER ANLASS ZU SCHAM UND EINKEHR. WAS EUROPA DIESEM KONTINENT UND SEINEN MENSCHEN ANTAT, WAR DIE BÖSWILLIGE ZERSTÖRUNG EINES PARADIESES. 1: DIE EROBERUNG F ür die Indios waren die we ißen Ankömmlinge in ihren mächtigen Schiffe n die lang ersehnten Götter und w urden freund li ch und demütig empfangen. Welch ein Irrtum! Zerstörte Städte und verbrann te Tempe l weisen den Eroberungsweg der Spanier. Vö lker und Kulturen versinke n in Blut und Chaos. Unermeßliche Kunstschätze werden der brutalen G ier nac h Go ld geopfert und eingeschmolze n. E in „Golde nes Zeitalter" für Spanien und Rom bricht an. II: DIE KONFRONTATION Wiederum sind es die a us E uropa kommenden E inwand ere r, a uf der Suche nach neu em Lebensraum, die mit Waffengewalt, übe rl ege ner Technik und A lkohol in die Lebensräume der Urbevölkerung Nordamerikas vordringen und di ese letzte ndli ch in Abhängigkeit und Reservate zurü ckdrä ngen. Nur ein toter Indianer ( ..Neger, Jude, Behinderter..) ist e in g uter Indianer! III: DIE NEUE WELTORDNUNG Das Blatt hat sich gewendet! Der Weißkopf-Seeadler, das Wappentier der USA, thront a ls We ltpolizist auf der We ltkuge l, a ll es unter ihm beherrschend. Bedrohend w ie eine Bombe (oder beglü ckend ?) schwebt über der Erde ein „Hamburge r". Weltumfassend, umklammernd, das Symbol einer Getränkefirma. Die Geschäfte ge he n prächtig. Doch der Ad ler bringt auc h Frieden! Ein en (gek ni ckten) Ölzweig. Ein zwe ifelhafter Friede? (ReinharJMoJet) 22 /
DIE EROBERUNG I 23
DIE l<ON FRONTATION 24 /
DIE NEUE WELTORDNUNG --------- I 25
ZYl<LUS: FRi EDENSTAUBE LETZTENDLICH HABEN WIR DEN FRIEDEN VERLOREN, WEIL JEDER SEINE VORSTELLUNG VON FRIEDEN MIT GEWALT VERTEIDIGT. VORBEREITUNG ZUR ßEFRIEDUNGSTRUPPEN-PARADE Rangabzeichen, Orden, Ausze ichnungen heben den e in ze ln e n Me nsche n über die a ll geme ine Masse hin a us a uf e in Podest. Verständlich, daß man die Insignien dieser Außergewöhnli chkeit hegt, pflegt und putzt... , sind sie doch das sichtba re Zeichen, jemand z u se in! Unfrieden - befriede n - befriedigt - zufried en - Friede - unz ufrieden - U nfri ede n ; Friede - für den e in e n gedanke nlose Selbstverständlichkeit, für den a nd eren un erreic hbar fern. II ÄUCH BEHINDERT Gläsern, zerbrechlic h, verletzbar, sensibel, - ke in e effe ktive n E ige nsc hafte n, um gegen Brutalität und Aggression bestehen zu können. F ür ma nc he trotzdem noch Hoffnung. Hoffnungslos! III WERTIGKEITEN Dem Me nsche n ist es vorbe ha lten, bewußt Wertigke iten zu setze n; zu se in em Vorte il , zum Vorteil des Stärkeren. Vorte il - a u fgebaut auf U nte rdrückung, gestützt a u f Gewa lt. Welche Wertigke it hat Friede in den Augen der Mäch tige n ? 26 /
.· ~ •: ... ! ' , ~.:....i.-.. ~..,;...__ {t i' r i VORBEREITUNG ZUR BEFRI EDUNGSTRUPPEN-PARADE / 27
AUCH BEHINDERT 28 /
WE RTIG l<E ITEN I 29
GEDANl<EN ÜBER DAS WESEN DER MALEREI Malerei ist me hr als die Darstellung von bereits Vorhandenem. Die Gabe des Menschen, Farben, Formen, Harmonie in der Natur zu erke nn en, ist ei nes der wertvo ll sten Geschenke, die uns unser Schöpfer für un se r Dasein mitgegeben hat. Wir wissen trotz unseres großartigen Fortschrittes jedoc h ni cht, ob nur wir Menschen d iese Gabe besitzen, oder ob nicht alle Formen des Lebens a uf dieser Erde daran teilhaben . Malerei ist - neben vie len anderen Kunstformen - eine Mög li c hke it, diese Gabe sichtbar, begre ifbar, e rlebba r z u mac he n. Unser großer Lehrmeister ist und bleibt die Natur. Wir selbst sind Teil dieser Natur. J ede Selbstüberschätzung, jede Überheblichkeit gegenüber andere n Lebensformen, die Bezeichnung als „Ebenbild Gottes", ist vermessen. Wir wissen ni chts vom Weltbi ld der Tiere und PAanzen, di e mit uns diese Erde bevö lke rn. Malerei ist Ausdruck der e igen en Gedankenwelt, nur bedingt und unvollständig übertragbar auf den Betrachter. Bi lder entstehen zu e rst im Kopf. Die geistige Auseinandersetzung mit der Thematik ist me ist ein inte nsiver, zeitaufwendiger Prozeß. Die manuelle A rbe it des Maiens ist der logisc he Absc hluß dieses Prozesses. Bilder enthalten für den Betrachter eine Botschaft, e inen Inha lt, und es ist e ntsche ide nd für den Maler, diese Botschaft a uc h vermitte ln z u können. Es ist aber au c h für den Betrachter e ntscheidend , sich um das Verständnis dieser Botschaft zu bemühen und zu versuchen, die Gedankengänge des Malers nachzuempfind e n . Malerei ohne diese gegenseitige Begegnung bleibt hohl und oberfläch li ch. Der Begriff „Kunst" ist nicht befri ed igend defini erbar. Malerei a ls Nur-Abbi ldung bereits existierender Dinge ist ni cht Kunst. Kunst ist vergleichbar mit dem Schöpfungsakt. Kunst schafft Neues, noch nie Dagewesenes. Kunst haucht leb lose n Dingen e in e Seele e in, e rzeugt den be rühmten „übe rsp ringenden Funken". So gesehen ist Malerei, wenn s ie imstande ist, di ese Wechse lbez iehung herzuste ll e n, sicher li ch Kun st. Kunst ist nicht katalogisi erbar und in Normen erfaßbar, Kunst ist individue ll. Für manc he mag ein Bild faszinierend se in, a ndere gehen achtlos daran vorbei. Kunst ist ni cht abhängig von „Können" oder e iner Ausbildung im akademischen Sinn, sondern hat ihren Ursprung im Inte llekt. Zeitgenössische Kunst erhebt ni c ht den Anspruch auf perfekte Maitechnik, sond e rn beschränkt s ic h auf redu z ierte, oft abstrahi erte Darstellung mit hoher kün st le ri sche r Aussagekraft. Wir Menschen beanspruchen für uns das Privileg, Kunst zu schaffen. Ist es nicht auch Kunst, wenn PAanzen, wenn T ie re eine Vielfalt von Variationen ihrer Lebensform hervorbringe n? Ist Natur a ls Gesamtes ni c ht Kunst? Was wissen wir Menschen wirklich vom We ltbi ld unserer .M.it-Lebewese n? Und so schließt s ic h der Kreis mit der Erkenntnis, daß Natur und Kunst e ins sind! 30 I
MEIN LEBENSLAUF Im Kriegsjahr 1941 kam ich in Laussa auf die Welt, einer kleinen, damals noch abgelegenen Ennsta lgemeinde. Meine Eltern kamen aus der Stadt, Vater war Gemeindesekretär. Von den Kriegswirren merkten wir wenig, unser Ort war zu unbedeutend. Die anschließende Besatzungszeit er lebte ich a ls Abenteuer. Durchziehende Russen, später Ameri - kaner. Erste Kontakte mit bis dahin unbekannten Dingen wie Kaugummi, Erdnußbutter, Orangen . Unbeschwerte Kindheit in fast grenzen loser Freiheit. Keine Autos, dafür Pferde - und Ochsenkarren auf den staubigen Sandstraßen. Die Post kommt täglich mit erner Pferdekutsche von der 7 km entfernten Bahnstation. Nach der Vo lksschule schmerzlicher Absc hi ed von daheim und von der Kindheit. Im Internat der Jesuiten am Freinberg in Linz erster (fast militärischer) Dri ll im zarten Bubenalter von 11 Jahren. 6 Uhr Wecken mit Trillerpfeife, keine Heizung im Schlafsaal, kaltes Wasser, Antreten in Zweierreihe, Morg·enmesse, Frühstück, Unterricht, Turnsaal, Marschi eren im Gle ichschritt nach der Trillerpfeife, Mittagessen, Spaziergang in Zweierreihe, Studium, Trillerpfeife, Antreten, Abendessen, Abendandacht, Silentium, stille Tränen. Etwas freier die folgenden Jahre im Konvikt Vogelsang in Steyr. Nach dem Unterstufen-Gymnasium ab in die Großstadt . Einige verlorene Jahre an einer LBA in Wien. Erzieher und Lehrer konnten sich mit meinen langen Haaren und meinen Jeans nicht anfreunden, ich mich nicht mit ihren Erziehungsmethoden. Also a ls zukünftiger Lehrer vö lli g ungeeignet. Endlich Freiheit! Untermietzimmer, Kunstakademie, Studentenleben, jedoch fast ohne Ge ld. Verschiedene Jobs, Schneeschaufe ln , Nachtarbeit. Ausbi ldung zum Lithographen und Repro-Techniker an der „Graphischen" in Wien. Intensive Grundschulung im Zeichnen und Malen. 1963 Eintr itt ins Berufsleben in Innsbruck. Bergsteigen, tolle Touren in den Zi ll ertalern, Stubaiern, Ötztalern. Bundesheer in Salzburg, Übersiedlung nach Steyr, Heirat, Fami li e, Beruf. Erste öffentl ic he Ausstellungen im Raum Steyr. Kontakt mit Prof. Mostböck und Prof. Dr. Leopold Kogler. Ma iwochen in Weyer und Steyr. Lehrtätigkeit an der Volkshochschu le in Steyr, Sommerakademie, Mitgliedschaft be i Kunstvereinen in Amstetten und Steyr, Ausstellungen in Oberösterreich, Niederösterreich , Wien. / 31
Jörgl-Craben im Hintergebirge 32 /
GESCHICHTE & KULTUR Ennsmuseum KASTEN REITH WEYER 3335 Weyer, Steyrer Straße 27, Tel. 07355 / 7305 Öffnungszeiten: 1.Mai bis 1.Nove111ber: 10.00-12.00 und 14.00 bis 17.00 Montag gesch lossen ! Gruppen nach Voranmeldung zu jeder Zeit willko111111en. Ennskraft
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