Johann Georg Morzer - Ausstellung 1986

Der "Morzer-Keller" und das Kloster der Zölestinerinnen Der renovierte und für diese Ausstellung adaptierte Raum war früher die letzte Ruhestätte der Zölestinerinnen. Im Jahre 1646 - also vor 340 Jahren - kamen die ersten Klosterfrauen, 7 Matres und zwei Laienschwestem, unter der Führung der Priorin Maria Josefa nach Steyr. Damals hatte der 1604 zu Genua gegründete Frauenorden 47 Niederlassungen, vor allem in Italien und Frankreich. Da in Wien die Widerstände zu groß waren, schlug Königin Eleonora vor, eine Niederlassung in Steyr zu gründen. Sie erwarb zu diesem Zweck ein großes Haus in Steyr "am Berg" (heute Berggasse Nr. 6 und 8 bzw. HandelMazzetti-Promenade Nr. 3). 1652 erhielten die Klosterfrauen durch kaiserliches Dekret Steuerfreiheit zuerkannt, und die bisher aufgelaufenen Hausabgaben mußten von der Stadt abgeschrieben werden. Unter der Patronanz der Freifrau von Eyssin, deren Tochter in das neue Kloster eintrat, kauften die Nonnen das Haus Berggasse Nr. 10, auf dessen Grund später die Klosterkirche erbaut werden sollte. Am 24. Juli 1662 wurde der Grundstein zum Kloster gelegt, 1670 war das Wohngebäude vollendet. Sechs Jahre später wurde mit dem Bau der Klosterkirche begonnen. Damals entstand auch die Gruft der Zölestinerinnen. Im Aprü 1681 war die Kirche vollendet. Am 29. August 1727 brach über Steyr und über das Kloster eine schreckliche Brandkatastrophe herein. In Ennsdorf brach ein Feuer aus, das auf das linksseitige Ennsufer übergriff und einen Großteil der heutigen Altstadt einäscherte. Das Kloster fing an drei Seiten gleichzeitig zu brennen an. Die Kirche in ihrer Gesamtheit wurde ein Raub der Flammen. Der Turm stürzte ein, und die drei herabfallenden Glocken durchschlugen alle Gewölbe bis in die Gruft. Erst nach acht Tagen konnte den Flammen Einhalt geboten werden. Nur der Weinkeller der Nonnen war geblieben. Achtzehn Klosterfrauen waren entweder verbrannt oder erstickt. Die Geretteten, wurden im Schloß Rosenegg untergebracht. Nach Geldsammlungen konnten die Klosterfrauen den Wiederaufbau ihrer Niederlassung beginnen. Schon am 17. August 1728, ein Jahr nach der Brandkatastrophe, wurden das wiedererrichtete Kloster und im Juli 1729 die Klosterkirche eingeweiht. Am 30. Oktober 1781 veröffentlichte man das Dekret hinsichtlich der Aufhebung aller Nonnenklöster, die sich bloß dem beschaulichen Leben widmeten. Am 1. Juni 1784 wurde das Kloster endgültig geschlossen. Die Einrich tungsgegenstände der Kirche wurden verteilt, die Stadt Steyr bekam das Klosterareal, die Kirche wurde zu einem Theater umgewandelt. Wie Kirche und Kloster der geistlichen Verwendung entzogen worden waren, diente auch die Gruft der ehemaligen Zölestinerinnenniederlassung in der Folgezeit profanen Zwecken. Erst nach zweihundert Jahren wurde dieser Raum in einer vom Rotary-Club Steyr initiierten dankenswerten Renovierung wieder in einen würdigen Zustand versetzt, der die frühere Widmung erahnen läßt. Augenfällige Aktion war die fachgerechte Restaurierung des sich am Mittel pfeiler befindlichen Freskos aus der Hand Johann Georg Morzers, eine dankenswerte Maßnahme, die dieses ein malige Kunstwerk wieder in alter Frische erstrahlen läßt. Volker J. Lutz

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