Michael Blümelhuber - Der Stahlschnittmeister im Steyr

Goldes in Schatten stellen. In neuerer Zeit hat der Stahl– schnittmeister begonnen, der Vollplastik in Stahl, die er be– reits bei den rein dekorativen Arbeiten im Kleinen übte, in der Verbindung mit dem durchbrochenen Ziermotiv das Über– gewicht zu geben, er hat dem dekorativen Stahlschnitt die Stahlbildhauerei gesellt und übergeordnet. Hier soll nun ver– sucht werden, die Persönlichkeit und das Werk des merkwür– digen Mannes als Produkt der von dem Lande und Arbeit– stoffe gegebenen Voraussetzungen darzustellen, welche erst das Aufgehen der genialen Begabung eines Einzelnen ermög– lichen und ihr das Tätigkeitsfeld bereiten können. Er und sein Werk können nur aus der Bekanntschaft mit seiner Heimat und mit den Eigenheiten des von ihm bearbeiteten Stoffes begriffen werden. STEYR In einem von lebhaftem Alpengewässer frisch durch– rauschten grünen Tale, am Zusammenflusse der Steyr mit der Enns, ist die Stadt hingelagert. Es überragen sie das hochstrebende, steile Dach der gotischen, 1443 vollendeten Pfarrkirche mit ihrem schlankbehelmten Turm und das Schloß der Grafen Lamberg, das gar aus dem zehnten Jahr– hundert stammt, auf einem Felsenkloß gleichsam gewachsen, mit schwerem, vierkantigem Burgfried, vielleicht noch römi– schen Ursprungs, inmitten vielgliedrigen späteren Bauwerks, das einen stolz geschwungenen, mächtig gestreckten Barock– flügel dem Wasser zu vorgeschoben hat, dorthin, wo die beiden Flüsse in spitzem Winkel zusammentreffen. Dem von dem nüchternen Bahnhofvororte Kommenden erschließt sich an einer Straßenmündung unvermutet der Ausblick auf die lange Uferzeile jenseits des breiten Bettes der Enns, mit der die Stadt dem Flusse zugewendet ist, nur durch einen schmalen Bodenstreif, dem Ennskai, von ihm geschieden, einzelne Ge– bäude auf hohem Felssockel aus der Flut selbst aufsteigend, Haus an Haus altertümlich behäbig, traulich gegiebelt, jede Front em Charaktergesicht, das Ganze trotz dem Spiel der 6

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