Michael Blümelhuber - Der Stahlschnittmeister im Steyr

rung nicht zu sich nehmen konnte. Erst Billroth, den der Fall interessierte, befreite ihn durch wiederholte scharfsin– nige Operationen vollständig von dem übel, das nur die Ver– narbung einer Gesichtshälfte hinterließ, doch ohne das aus– drucksvolle, feuriges Innenleben spiegelnde Charakterantlitz des stattlich gebauten Mannes wesentlich beeinträchtigen zu können. Die Vermutung liegt nahe, daß gerade dieser viel– jährige quälende Zustand der Konzentration des werdenden Künstlers förderlich war und -seme Energien höher spannte, als es ohne den Druck des Mißgeschicks gelungen sein dürfte. Er war zum Messerschmied bestimmt und kam 1880 in die damals eben eröffnete Fachschule für Eisen- und Stahlbear– beitung in Steyr, die er mit ausgezeichnetem Erfolge be– suchte, worauf er nach kurzer 'l ätigkeit als Aushilfslehrer 1885 sich selbständig machte. Seine handwerklichen und kunsthandwerklichen Arbeiten erweckten die Aufmerksamkeit des kunstsinnigen Schloßherrn von Steyr, des Geheimen Rats Franz Emmerich Grafen Lamberg, der als Sammler besonders die Metallarbeiten der Renaissance bevorzugte. Graf Lam– berg blieb m regem Verkehr mit dem jungen Meister, welchem die verständnisvolle langjährige Berührung mit dem gebil– deten Kenner behilflich war, aus dem empirischen Stadium der Anfangsversuche den Weg in eine bewußte Entwicklung zu finden. Die meisten Jugendwerke Blümelhubers übergin– gen in Lambergschen Besitz, der Graf war es auch, der seine Arbeiten bei Hof und beim österreichischen sowie beim unga– rischen Hochadel bekannt machte und ihm in jenen tonange– benden Kreisen Besteller und Förderer erwarb. 1889 schickte ihn die Stadt Steyr nach Deutschland zum Studium der dor– tigen Stahlindustrie. Nach verschiedenen Stahlschnitten der Anfangsjahre, darunter einer Papierschere mit Hirschen, die in den Besitz Kaiser Franz Josefs gelangte, kam 1894 die bereits geschilderte Papierschere mit Auerhahnen für den Erzherzog Franz Ferdinand zustande, von der an Blü– melhuber den Beginn seiner schöpferischen Selbständigkeit datiert. Tatsächlich ist dieses Werk von keinem der folgen– den, wenn auch weit reicheren und mehr detaillierten, an 84

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