Michael Blümelhuber - Der Stahlschnittmeister im Steyr

sters angeordnet, die vielgestaltigen, von Fall zu Fall von ihm selbst für jeden erforderlichen Gebrauch gemodelten und zugeschliffenen Grabstichel, Meißel, Feilen in unendlichen Abstufungen der Stärke und Form, mit geraden und ge– krümmten Spitzen bis zu Nähnadelfeinheit, rund oder kantig im Querschnitt, durch wiederholtes, ingeniös angewandtes Glühen und Ablöschen auf jene Härteüberlegenheit gebracht, die fähig ist, den Qualitätstahl des Werkstücks den verzwick– testen Zumutungen gefügig zu machen. Der Schnitt geht am kalten -stahl vor sich; für besonders feine schwierige Details wird das Stück auch von der Kittkugel gelöst und in der Hand bearbeitet, mit Kunstgriffen, welche oft dem augen– blicklichen Erfordernisse zuliebe erst erfunden werden. Dabei verläuft der Schaffensprozeß so delikat, daß der Fortschritt einer Stunde sich oft nur in wenigen auf der Tischplatte an– gesammelten mikroskopischen Stahlspänen äußert. Den Verlauf und zugleich den Geist seiner Arbeit schil– dert Blümelhuber selbst in folgender Weise: „Der technologische Rohstoff ist eine derbe quadratische Stahlstange, die verheißungsvoll anklingt, wenn sie den Am– bos trifft. Dazu knallt und knistert das Holzkohlenfeuer, und bald geht es unter zwei flinken Hämmern an die aller– erste Formgebung, unter sorgfältiger Beobachtung der Glüh– hitze, die ja beim weiteren Gelingen so mitbestimmend ist. Nur nicht zu hellrot! - Mit Feile und Drehstahl wird dann die genaue Umrißform erzielt, und nun gilt es, am runden Gegenstande den eigentlichen Entwurf zu komponieren. Denn so bewegte Flächen lassen sich nicht mit der ebenen Papier– fläche allein als Netz oder Schema feststellen. Da ich mit dem Konzept stets geradewegs ins harte Material gehe, male ich mir die Details mit Pinsel und Ätzlack unmittelbar auf das Arbeitsstück. Das Abätzen ist hier nur Hilfstechnik, um eine unverwischbare fixe Zeichnung auf der Oberfläche zu gewinnen, die gar vieles aushalten muß. Dann geht es mit Gewalt tief in das Innere des Griffes hinein, aber auch mit Bohrern und Meißeln, die oft so dünn zulaufen wie die Spitze einer Nähnadel. Außen muß zunächst das Material unverletzt 31

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