Michael Blümelhuber - Der Stahlschnittmeister im Steyr

geschwebt und müht sich, hinter der Erdkugel knieend, die– sen Riß mit den Händchen zu schließen. Dies im Sinne des Meisters die Symbolik des heilbringenden Zukunftideals, das er in der Versöhnung der die Erde mit Spaltung bedrohenden Gegensätze im Zeichen der Liebe erblickt. Als plastisches, ornamentales und Materialkunstwerk ist hier eine Leistung eigensten Ranges. Das Figürchen des Kindes, aus dem durch– studierten Naturakt in geschmeidiger Molligkeit rührend zart modelliert, der sinngemäße und materielle Zusammenhang aller Teile zum Ganzen sowie das übereinstimmen ihrer pla– stischen mit der Zierfunktion durchaus harmonisch. Die Fähigkeit aber, aus einem massiven Stück Stahl alles, was an schwere Masse erinnern könnte, fortzuzaubern, grenzt an Hexerei. Wie aus diesen Arbeiten zu ersehen ist, hat in ihnen die symbolische Absicht der dekorativen den Vorrang abge– laufen. Wenn es auch im Wesen der Kunst liegt, nicht alles nüchtern herauszusagen und es gerade ihren Stimmungsreiz ausmacht, der Phantasie Spielraum zu eigener Betätigung in der vom Künstler beabsichtigten Richtung frei zu lassen, so bleibt es dennoch fraglich, ob die Ausdrucksfähigkeit der Plastik imstande ist, eine solche Symbolik ohne Kommentar soweit sinnfällig zu machen, daß der Beschauer aus den vom Werke gegebenen Andeutungen den Gedankeninhalt selbst– tätig ergänzen muß, oder ob der Meister in dieser neueren Richtung - die er selbst seine „Sezession" nennt - noch dahin gelangen kann, der Plastik die klare Offenbarung des geisti– gen Gehalts zu entringen. Davon abgesehen, hat jedenfalls Blümelhuber durch die Verlegung des Hauptgewichtes von dem Ornament auf die Plastik und die Kombination beider sein Arbeitsfeld um neue künstlerische Möglichkeiten berei– chert und aus der angewandten in die selbständige plastische Kunst gehoben. Hier ist der Stahlschnitt zur Stahlbildhauerei geworden. Während dies geschrieben wird, hat der Künstler noch ein Werk dieser Art in der Arbeit, eine Idealisierung der tödlichen Waffe zum Sinnbild des triumphierenden Völker- 29