Michael Blümelhuber - Der Stahlschnittmeister im Steyr

Technik und der dekorativen Erfindung darstellen, so muß doch das „Kalksburger Kreuz" als die bisher bedeutendste Schöpfung des menschlich gehobenen bildenden Künstlers geachtet werden. Das Miterleben des Krieges, den Blümelhuber bei einem Aufenthalt an der Ostfront auch in der Nähe kennen lernte, das klägliche Ende und dessen böse Folgen entschieden sein Verharren in der angedeuteten Richtung. Der dekorativ tätige Künstler, der bis auf das zuletzt geschilderte Werk nur Luxusgeräte für vornehme Leute gearbeitet hatte, wendet sich in seinen späteren Hauptarbeiten mit Symbolen an alle Menschen. Eines dieser Werke nennt er „Evangelium" (Staats– preis in der Ausstellung des „Dürerbund", Wien, 1921): Eine Stahlplakette, deren in der Mitte gesprengter Oberfläche eine a jour unterschnittene Blumengruppe entsprossen ist, das Ganze als Sinnbild des Emporblühens lebendiger Schönheit aus der starren Materie gedacht. Das bisher neueste Werk dieser Sinnesart ist „Menschheitzukunft" benannt (Winterausstel– lung 1922/23 der Genossenschaft bildender Künstler in Wien). Ein von dem Boden aus a jour geschnittenes zylindri– sches Postament trägt ein vollplastisches Bildwerk, beides zusammenhängend aus einem einzigen Stahlblock gearbeitet. Die Basis, auf welche die Durchbrüche der Postamentswan– dung von allen Seiten den Einblick eröffnen, ist in eine Fili– granscheibe verwandelt, der das altgermanische Sonnenrad als Motiv zugrundeliegt. Das Postament ist am Fuße von einem Wolkenkranz umgeben und auf diesem schweben zwölf Sterne, die ebensoviele Strahlenbündel nach oben aussenden. Rhythmische Kraftbahnen verbinden die Sterne untereinander und sollen deren gemeinsames Kreisen um die Sonne dyna– misch veranschaulichen. Auf den Strahlenspitzen ruht oben wieder ein Wolkenkranz und dieser trägt den Erdball mit den angedeuteten Kontinenten. In seiner Vorderseite, zwi– schen den Polen, klafft nun an der Stelle des Rheinlaufes ein böser Riß, ein kindlicher Genius aber - Blümelhuber nennt ihn ein „göttliches Kind" und hat es als einen Boten der Liebe mit Christi · Wundmalen versehen - ist heran- 28

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