Michael Blümelhuber - Der Stahlschnittmeister im Steyr

hebung des Stoffes durch die Kunst über das meistgeschätzte Edelmetall, und zwar dem ästhetischen Sinne wie dem Mate– rialwerte nach. Denn wo Gold dem Werkzeug nicht mehr standhalten würde, gelingen dem edlen Stahl noch feinere Einzelheiten und bewahren ihre Zartheit unverwischt durch die Jahre. Vornehme Frauen diesseits und jenseits des Ozeans, welchen Gold etwas Gewöhnliches ist, ziehen den Stahlschmuck Blümelhubers dem goldenen vor, der von jenem auch an Kostbarkeit übertroffen wird, denn die Stahlschnitte Blümelhubers werden ungefähr mit dem zehnfachen Gold– werte bezahlt. Schon vor dem Kriege begann in dem Schaffen Blümel– hubers eine Wandlung sich geltend zu machen und vorzuherr– schen, die als natürliche Folge seiner seelischen und Gemüts– anlage kommen mußte. Diese Anlage umfaßt ursprüngliche Empfänglichkeit, eine hochherzige Weltanschauung, erfüllt von primitiv ungetrübtem Glauben an ein Reich der Liebe und Schönheit als Menschensendung, ein Wesen, das - über das warme Heimat- und Nationalgefühl des oberösterreichi– schen Deutschen hinausreichend - ihn zu teilnehmender Güte gegen alles Menschliche bewegt. Eine solche Natur konnte selbst in gewöhnlichen Zeitläuften nicht bei einem bloß deko– rativen, äußerlichen Schaffen bleiben, sondern mußte sich verinnerlichten, gemeingültig vergeistigten Aufgaben zuwen– den. So entstand zuerst das Stahlkreuz für das Stift Kalks– burg bei Wien, mit seiner Symbolik der für das Menschen– heil leidenden Opferliebe. Es ist zugleich ein technisches Meisterwerk eigener Art. Im Schnittpunkte der Balken ist ein Hohlmedaillon, und in diesem strahlt, scheinbar frei– schwebend, nur durch wenige feine Spitzen in Verbindung mit dem massiven Material verblieben, eine Aureole. Gegen die Aufrechte dieses Strahlenkranzes wagrecht gestellt, springt die Dornenkrone, auch gleichsam freischwebend und nur an wenigen Dornspitzen hängend, hochplastisch vor, ebenso das von beiden umschlossene flammende Herz mit der offenen Seitenwunde, das vollrund herausgearbeitet, wieder nur von wenigen Dornen der Marterkrone gehalten wird. Um die 26

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