Michael Blümelhuber - Der Stahlschnittmeister im Steyr

Kraft auserlesenen Stahls möglich ist. Es ist reiner Stahl– stil. Dieser stählerne Stil durchdringt und erfüllt das Werk und bestimmt dessen Wirkung, die in ihrer Materiallogik und den Schönheitsinn schlackenlos sättigenden Erscheinung an keinem anderen Stoffe ihresgleichen haben kann. Dem Fürstenbergsehen Jagdmesser - so benannt nach dem Besteller, dem 1896 verstorbenen Landgrafen Vinzenz Egon zu Fürstenberg, und nach dessem Ableben als Stiftung dem Meisteratelier überlassen, wo es auch besichtigt werden kann - ist das Motiv „Schonzeit und Jagdzeit" zugrunde– gelegt. Die Gestaltung setzt die Stiltradition der Hoch– renaissance fort. Der Mittelteil des Griffes ist ganz a jour gearbeitet, bis zu Feinheiten, welche rätselhaft erscheinen lassen, wie nach dem Herausholen des Kerns aus dem Griffe die um den Hohlraum verbliebene dünne Stahlschichte an Stellen, die nur noch durch winzige Punkte mit dem übrigen Material zusammenhängen, dem Druck der Bearbeitung ohne Bruch standhalten konnte. Der Griff ist in vier Abschnitten entwickelt. Den Knauf bildet die Miniaturdarstellung eines Topfhelms ältester Form, bis in die Augenschlitze ebenfalls a jour, mit der faltig herabfließenden Helmzier der Fürsten– berge, der „Kürschkugel" (Pelzüberwurf). Der Knauf geht in eine Art seitlich offener, von zwei schwungvollen Akanthus– Voluten getragener Kuppel über, in deren Hohlraum eine scheu ausspähende „verhoffende" Gemse und auf der Kehr– seite ein aufwärts kletternder Steinbock vollplastisch frei herausgeschnitten sind. Neben der Gemse ist ein kleiner Raubvogel aus dem Innern aufgeflogen, von kaum ein paar Millimetern Spannweite, nur noch durch die äußersten Flügel– spitzen mit dem übrigen Material in Verbindung. Die läng– liche Mittelpartie des Griffes ist ganz und gar durchbroche– nes Ornament aus stilisierten Blättern, Blumen, Schleifen, Gehängen und Ranken. Auf der Vorderseite reicht der Für– stenbergsche Wappenadler ein Fruchtgehänge dem Hirsch der Schonzeit, der zutraulich daran nascht, dem erschreckt zu– rückprallenden der Jagdzeit aber mit dem andern Fang eine Schreckmaske, einen Löwenkopf, durch dessen offenen Rachen 22

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