Michael Blümelhuber - Der Stahlschnittmeister im Steyr

Blütezeit der Renaissance und der folgenden Jahrhunderte erreicht haben, waren - außer vollplastischen Figuren - Eisenschnitte, die in einzelnen Teilen gearbeitet und dann zu– sammengenietet und gelötet wurden. Beispielsweise die deko– rativen Griffe jener Zeit sind aus mehreren, oft in sich wieder gelöteten Teilen an eine Klingenangel gereiht und am Knaufe festgenietet. In einem gearbeitete Stücke wie der vor– hin erwähnte Schlüssel in Berlin, sind Ausnahmen und nicht bis zum Ajourschnitte gediehen. In einem Aufsatze „Aus meiner Werkstatt" (Annalen des Gewerbeförderungsdienstes, 1908) sagt Blümelhuber mit frohem Selbstbewußtsein: ,,An eine Ajourarbeit durch Herausschneiden vielfiguriger Dar– stellungen aus den Vollen, d. h. aus Schmiedestücken, die in sich ein Materialganzes bilden, wagte sich selbst die Hoch– renaissance nicht. Es war sehr freundlich, das mir zu über– lassen." Aber auch der Übergang vom Eisen- zum Stahl– schnitt kommt in früheren Perioden selbst auf den höchsten Stufen der Meisterschaft nur selten und bloß in Ansätzen vor. Nun zum „Fürstenbergsehen Jagdmesser". Dieses ist vom Knauf bis zur Klingenspitze aus einem einzigen Stück massiven härtesten Manganstahls gebildet, somit wie alle Arbeiten Blümelhubers als einziges Schmiede– stück durchaus ein Ganzes. Die dekorative Stahlschnittarbeit erstreckt sich bis über die Basis und den Rücken der Klinge, und stellt ein kompliziertes, doch bis in das dichteste Spiel der Ziermotive klar bleibendes Formgebilde dar. Im Gesamt– umriß wie in der inneren Gliederung des vielgestaltigen, am Griffe bis zur Durchsichtigkeit zart durchbrochenen Details ist die formale Gliederung so sicher geschlossen durch– geführt, daß der ganze Figuren- und Ornamentreichtum den Eindruck ruhiger, fester, von Schwung, Kraft und Eleganz getragener Einheitlichkeit und Zweckmäßigkeit ergibt. Blü– melhubers Erfindung ist auch dort, wo er einen bestimmten historischen Stil im Sinne hat, selbstschöpferisch. Ihm erblüht jedes Motiv zu eigenem Glanze, entwickelt sich in einer Formsprache, die durch alle dynamischen Stadien zwischen leichter Anmut und kerniger Energie nur der geeinigten 21

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