Michael Blümelhuber - Der Stahlschnittmeister im Steyr

sier Thomas Leygebe höchst angesehen, zuerst in Nürnberg, dann in Berlin, hier für den großen Kurfürsten arbeitend, den er in einer Reiterstatuette als Drachentöter darstellt, 29 Zentimeter hoch, aus einem Eisenblock im ganzen gear– beitet, sein Hauptwerk. Er schnitt noch weitere große und kleine Reiterstatuetten, Bildnisse, Basreliefs, mythologische und Tierfiguren sowie auch Waffenschmuck. Als eine Stätte des Eisenschnitts, die hervorragende Künstler aufweist, hat die neueste Forschung München festgestellt, wo die in beiden Jahrhunderten tätigen, aus Antwerpen eingewanderten Fami– lien Sadeler arbeiteten, ferner Kaspar Spät und andere. Als ihre Werke wurden verschiedene Prunkwaffen und Büchsen mit herrlichem Dekor in der Turiner Armeria und anderen großen Waffensammlungen nachgewiesen, die früher für spa– nische Meisterleistungen galten. Im achtzehnten Jahrhundert schwindet die Kunst, immerhin sind aus der ersten Hälfte Werke in technisch hochstehender Arbeit erhalten. So bewahrt das Berliner Kunstgewerbemuseum einen überaus kunstvollen Schlüssel aus jener Zeit, der als Hauptschlüssel des Jagdschlosses Grunewald gedient haben soll. Der Griff enthält in einer mit Palmzweigen und zwei Adlern umgebe– nen, von der preußischen Krone überragten Kartusche das Monogramm Friedrich Wilhelms 1., das dµrchbrochene Rohr ist mit geschnittenen und gravierten Akanthusblättern und Ranken feinster Arbeit geschmückt. Das Ganze ist aus einem Stück, doch ist die Durchbruchsarbeit nicht bis zum voll– ständigen a jour gediehen, sondern ein dichter Kern im Innern verblieben. Dieselbe Sammlung besitzt noch einen andern aus Eisen geschnittenen und vergoldeten kleinen Schlüssel mit Wappenkartusche als Griff, von dem Tiroler Kunst– schmied Georg Oegg, der die großartigen Gitter der fürst– biscböflichen Residenz in Würzburg nach den Entwürfen des genialen Architekten Baltbasar Neumann ausgeführt hat. Mit dem achtzehnten Jahrhundert verfällt die Tradition und Ausübung des Eisenschnitts vollständig, diese auch frü– her nur von wenigen ausgeübte schwierigste aller Techniken gerät in Vergessenheit, bis sie um die Wende des vorigen 19

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