Michael Blümelhuber - Der Stahlschnittmeister im Steyr

besonders für die Stahlgewinnung. Die Steiermark, deren Eisen seit uralter Zeit im nahen Steyr verarbeitet wird, liefert auch den edelsten Manganstahl, aus dem in Blümelhubers Meister– atelier die Kunstwerke des Stahlschnitts entstehen. Er be– steht aus reinem Eisen mit ungefähr zwei Prozent Kohlen– stoff und 0.7 bis 0.8 Prozent Mangan. STAHL Dieser ist durch die größten Eigentümlichkeiten in Be– zug auf Härte ausgezeichnet. Wird glühender Stahl langsam abgekühlt, so bleibt er bearbeitbar, durch rasche Abkühlung aber wird er so hart, daß man den langsam erkalteten „unge– löschten" Stahl mit dem rasch abgekühlten „abgelöschten" bearbeiten kann. Den Vorzug, daß sich das Material demnach mit sich selbst bearbeiten läßt, hat der Stahl allen anderen Eisensorten voraus und darum ist er auch die meistgeschätzte Eisenkohlenstoff-Verbindung. Stahl von gleichem Kohlenstoff– gehalt wird umso härter, je größer der Temperaturunter– schied zwischen dem erhitzten Stahl und der Ablöschflüssig– keit, dem „Härtewasser", ist. Mit der Härte steigt auch die Sprödigkeit, so daß glasharter Stahl sich pulvern läßt. Bei– des, Härte und Sprödigkeit, können dem Stahl durch neuer– liches Erhitzen und langsames Abkühlen wieder genommen werden. Bei dem langsamen Erhitzen, ,,Anlassen", zeigt blan– ker Stahl eine feststehende Skala von Anlauffarben, die sich bei fortgesetzten Temperatursteigerungen in immer schnel– lerer Aufeinanderfolge gleichmäßig wiederholt. Nach diesen Färbungen kann der Grad der Härte und Elastizität, den man dem Stahl durch das Anlassen geben will, erkannt und bestimmt werden. Der angelassene Stahl ist elastisch wie kein anderer (Uhrfedern), seine Besonderheit macht ihn in aus– gezeichnetem Maße sowohl zur Härte wie auch zur Zähigkeit geeignet. Das Schmiedeisen zeigt die Härtung durch Ab– löschen nicht, man setzt daher die Grenze zwischen Schmied– eisen und Stahl da, wo die Härtung anfängt, und diese tritt eben bei einem Kohlenstoffgehalt über 0.62 Prozent ein. 15

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