Michael Blümelhuber - Der Stahlschnittmeister im Steyr

zuliebe vernachlässigt, wenn auch mit dem Schimmer gött– licher Herkunft umgeben. Sagen, die wahrscheinlich durch Meteorfall veranlaßt worden sind, geben diesem Nimbus Aus– druck. Ägyptische Hieroglyphen nennen es „Metall des Him– mels" (,,baaenepe"), schreiben seine Erfindung dem Gotte Osiris zu, und im vierten Jahrtausend vor unserer Zeitrech– nung heißt der sechste König der ersten ägyptischen Dynastie „Eisenfreund" (,,mybempes"). Weitere älteste Nachrichten sprechen vom Eisen und verherrlichen es in den heiligen Büchern der Inder, in altchinesischen Chroniken, im Alten Testament, bei Homer, bei späteren Griechen und Römern. Bei den Griechen bestand der Glaube, das Himmelsgewölbe sei aus Eisen, sie nannten dieses mit einem Worte, das mit Gestirn gleichbedeutend ist. An einsamen Waldstellen voll– zog sich in Gruben die primitive älteste Eisengewinnung, indem den Erzen ihr Sauerstoffgehalt durch einfache Reduk– tion in der Kohlenglut entzogen wurde. Das Ergebnis war ein schmiedbares Eisen, je nach der zufälligen Härte der Erze mehr dem Schmiedeisen oder dem Stahl genähert. Der Guß, der höhere Hitzegrade erfordert, blieb unbekannt, selbst bis in die zweite Periode des Mittelalters, in dem das Eisen für Waffen und Werkzeuge als herrschendes Metall zu allge– meiner Verbreitung gelangte. Erst der Eisenguß bringt aber die große Wende. Man beginnt auf flüssigem Wege Roheisen herzustellen und erkennt, daß dieses zur Verarbeitung besser geeignet ist als das direkt aus den Erzen gebackene primäre Erzeugnis, daß also auf dem indirekten Wege besseres Schweißeisen und besserer Stahl erzielt werden. In Hochöfen wird nun das Eisen aus den Erzen geschmolzen und aus diesem Roheisen durch ßinen zweiten Prozeß Stabeisen und Stahl gewonnen. Erst diese große Umwälzung im Eisenhütten– wesen, die Erfindung der Roheisendarstellung, ermöglicht es, aus demselben Erze beliebige Stufen des Eisens herzustellen. Die dritte Periode, von der Mitte des fünfzehnten Jahrhun– derts an, gipfelt im Sieg der Steinkohle für die Eisengewin– nung und des Dampfes als Betriebsmittel am Ende des acht– zehnten Jahrhunderts. Von da erst kann das moderne eiserne 12

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