Meister Atelier für Stahlschnitt in Steyr Gründungsbericht 1910

wenigstens wäre das Gedachte vor Erreichung einer gewissen fo rcierten Entwicklungsphase dieses staatlichen Verwaltungszweiges ausgesch lossen gewesen. Li ebe, gütige Herren, einflußreiche Persönlichkeiten, wo lllen nicht zugeben, daß mich giinsti gere E11traltungsbedingungeu für meine Tätigkeit aus der Heimat ziehen sollten. - Ich wurde gclragt, vertraulich und grii11dlich ge fragt, was geschehen könnte und habe es in meiner Antwort an gewohnter Gründ lichkeit nicht fehlen lassen.·"') Daraufhin wmde mi r recht gegeben. Ja, angeregt durch meinen Fall wurde nach sehr gründ licher Aussprache ein derart vielsei tiges, giitigcs und einflußreiches Interesse wach, daß ich heute dankbar konstatiere: Der organisatorische Schritt von den früheren Hemmnissen zm der– zeitigen Erfüllung meines typischen Entwicklungfalles, also von dem zu eng gewordenen M ilieu der Handwerksanfänge zur Gründung eines Meister-Ateliers fiir Stahlschnitt, wilre nicht möglich gewesen, vor Erstreckung der Ziele · und gesetzlichen Besti mmungen der staa tlichen Gewerbeförderung über jene iiberwundenen Grenzen hinaus, die es zwischen Handwerk und Kunst nie hälle geben sollen sowie vor Erweiterung der einschlägigen staallichen Verwallungsorganisation überhaupt, durch die Ende des Jahres I 908 zur Tat gewordene Schaffung eines eigenen Ressortes fllr öffentliche Arbeiten in Österreich. Dies sind in Kürze die p r i 11 z i pi e 11 e n inneren Zusammenhänge, welche sozusagen als .motorisches Moment• dem vorerst überaus schwierigen, dann unerwartet günstiger gestalteten f o r 111 e 11 e 11 äußeren Werdegang der Gründung vora usgingen und zugrunde liegen. Dieser formelle Werdegang sei nun · in chronologischer Reihenfolge dargelegt: Bis zur Jahrhundertwende war j ener stille Vorsatz aus den letzten Dezen ien des neun– zehnten Jahrhunderts, erst erzie l te Leistu n ge n sp rech e n zu lassen,so weit gediel1en, daß, noch über Anregung Josef von St o r c k s, der dieselben als bereits vorhandene Tatsachen kennen lern te und schätzte, eine Anzahl gütigst aus Privatbesitz zusammengeliehener Sta hlschnitt– arbeiten durch mehr als zwei Jahre von Ausstellung zu Ausstellung begehrt wurde. Zuerst in Paris 1900, dann im k. k. Osterreichischen Museum für Kunst und Industrie in Wi en; hierauf noch in London und schließlich im Landes-Museum Francisco-Carolinum in Linz. Als Folge hievon hatte ein über Verdienst weitverbreitetes Interesse für meine bescheidenen Leistungen pla tzgegri ffen, welche bis dahin nur jenen feinsinn igen hohen und höchsten Persön– lichkei ten bekannt waren, welche um Jahrzehnte früher so schlichtes Kunstscha ffen selbst auf– suchten und die ers t e n Förderer d e r Tat sind. Während dieser Ausstellungsvorfiihrnngen war es dann Regierungsrat Dr. Eduard Leisching, welcher weiteren Kreisen den ersten qnellen– mäßigen kunsth istorischen l(om:nentar über friihere Bliiteepochen, den jahrhundertelangen Verfall sowie die vorliegende unerwailete Neubeleb1111g und Vervollkommnung des Eisen- und Stahl– schni ttes bot.·"-») Eine Besichtigung der ausgestellten Arbeiten in Linz, durch Se. Excellcnz den damaligen Herrn Statthalter in Oberösierreich, Graf von B y I an d t - Rh e i d t und dessen Gemahlin, fiihrte weiters zu einer Besichtigung meiner Stahlschnitte durch den verewigten knnstsinnigen Bischof von Linz, Geheimen Rat Dr. Franz Maria Doppe I b a II er 1111d zu einer gütigen lnteressenahme seiteus des hohen Landesausschusses. Nachdem Sc. Excellenz Herr Dr. E b e 11 hoch als damaliger Landeshauptmann in Oberösterreich meine Handwerksanfänge in Steyr kannte und alle Herren Mitglieder des Landesausschusses der Sache ein gütiges Wohlwollen schenkten, schien zunilchst die Zuwendung eines geeigneten kleineren Neubaues, aus Mitteln der Gewerbeförderungsanfänge des Landes, fiir lastenfreie Entfaltung meiner Meistertäti gkei t allein, mög lich 211 werden. Diese ursprüngliche Auffassung erfuhr eine prinzipiell bedeu tsame Wendung durch den Referenten !ii r Gewerbeförderung, Herrn Landesaussch uß Ignaz Hub e r, welcher mich 111it der möglichst ökonom ischen Vorbereitung etwas weitergehender Projektspläne betrJute, die auch au f die He r anbildun g j u n ge r Talent e fiir die Weitervererbung meiner bi sherigen auto- *) Vergl. .Ein modernes Sta;itssekrctariat Hir "unst und Arbeit in Österreich•. Vertraul iche Broschiire. Anfong des Jahres 1906. *") Vergl. .Kunst und Kunsthandwerk", IV. Jahrgang, 2. Heft, Vcriag: Artaria, Wien. 3

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