Meister Atelier für Stahlschnitt in Steyr Gründungsbericht 1910

sprechen lassen wollte. - Es war mir als damaliger Handwerksanfänger klar, daß das Ansehen des hei111atliche11 Faches erst wieder, wenigstens mit einzelnen M eh r I eist 11 11 ge n neu anzu– bahnen sei. Nicht dem Gesehenen wollte ich nacheifern, im Gegenteil. An vielem wirkte eine gewiße routinierte Plattheit abstoßend anf mein Empfinden. Als echtem Österreicher möge mir ein klein wenig künstlerischer Übermut verziehen werden, wenn ich mich gliicklich schätze, damals mittellos wie nur irgend ein Handwerksanfänger gewesen zu sein. Das schiilzte mich wirksam davor, etwa ein großer Fabrikant zu werden und um des lieben Gewinnes wi llen vielleicht auch so platte Dinge in Massen herzustellen. Auf letzterem Gebiete ist j ede seitherige Besserung wahrhart zu begrüßen. Vor jenem Fehltritt also war ich von der Vorsehung wirksam bewahrt, sogar sehr wirksam, denn auf die Bescheidenheit ausschließlich der persönlichen Täti gkeit angewiesen, die zum eigenen Versauern in seichter Überkommenheit zu frisch war, mußte der wirtschaftliche Drang an der Auslösung und Entwicklung j ener angeborenen Fähigkeiten mitwirkten, we lche, gewiß nicht zuerst um der realen Dinge willen, aus geringen Mat eria l werten e rh öhte Produktions– w er t e schaffen. Und das g ilt im obersten Sinne von der kiinsllerischen Betätigung des Menschen. Gute Volkswirte sind eben daran, dies genau festzustellen:x) Die eigentliche, freudigere Aufgabe allen Kunstempfindens bleibt davon j a doch unberiihrt. Und dennoch ist es seh r wichtig, daß diesem Empfinden fördernde Wege geöff n e t werden. Denn die besten greifbaren Energ ieergebnisse dieses Empfindens vergehen nicht mit dem Alltag, sondern wirken geistig und wirtschaftlich, sogar im profanen klingenden Erlöse, noch auf Generati onen eines Volkes fort, welches 7.ll Zeiten dieses Empfinden zu hegen und zu werten we iß. Ein Bericht von bloßer formeller Äußerlichke it wird von mir ja kaum erwartet werden. Wenigstens würde ich es für die Zukunft selbst als einen Mangel empfinden, nicht quellenmäßig die i 11 11 ere n Zus a 111 111 e II h ä 11 g e von Werdeprozessen zu beleuchten, welche vie lleicht einen bescheidenen Beitrag für heimatliche Wohlfahrtsprogramme ergeben können. So rnögen diese inneren Zusammenhä11ge den schlichten Schritt aus der Stille des gliicklichen Werkstattlebens an die Öffentlichkeit nicht scheuen; soweit dieselbe davon Notiz nehmen will. Nach Jahren der Priifung, die nie verl oren sind, kamen die ersten Erfol ge und der Kontakt mit der großen Welt.**) - Dabei aber noch immer· das Beengende, das Hinauswachsen aus dem Milieu des Handwerksanfängers, aus all dem, was von Phase zu Phase eben doch zu eng wird und die Tätigkeit nicht ganz so entfalten läßt, wie es beim Übergang des Handwerks zur Kunst erwünscht wäre und d ie zuströmenden Bezieh ungen es mit sich brächten. Doch man trägt als guter Staa tsbürger sein Bündel weiter, we iß genau wo es drückt, bniucht aber deswegen gerade nicht schwächlicher Fatalist zu werden. In modernen, monarchisch– ko11st itutionellc11 Staaten, in denen es nicht allein schneidig aneinander geratende Köpk, sondern auch nocli vereinende warme Herzen gibt, soll sich doch alles Gute und Bedeutende, sofern ihm Kraft genug innewohnt, durchringen. Nur dann· ist es ja wirklich gut und bedeutend. 111 der Welt draußen wurde ich wi ederholt eingeladen aus der Heimat 211 gehen ; als wenn das bei einer so lieben schönen Heimat, wi e sie der Oberösterreicher besitzt, gar so leich t wäre! Na111hafte ßezi ehu11ge11 rieten sehr zu einer Verpflanzung meiner Täti gkeit nach New-York, in den Bereich der metallurgischen Interessensphäre und das Zen trum des reichen Kunstaustausches eines bedeutenden Volkes. Da geschah etwas, was für die Geschichte des österreichischen Gewerbeförderungswesens als eine Art p r i 11 z i pi e 11er M e i I c n s t ein in n e u er Richtun g bezeichnet werden könnte; *) Vergl. Dr. J-lcinrich Pud o r (Leipzig) in der .Frankfurter Zeitung• erstes Morgenblatt vom 5. Jilnner 1909. **) Vergl. Seile 19 des rnrlicgenden Oriindungsberichtes. (Der dort in ungesuchler Natllrlichkeit gebrauchte Titel .Aus der Werkstatt", dritte Auflage, hat seit Anfang 1908 bekanntlich sogar Schule gemacht). 2

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