Meister Atelier für Stahlschnitt in Steyr Gründungsbericht 1910
jour-Partien ei11 V o 11 es, Ga 11 z es, al so ein ei11ziges Schmiedestiick, und zwar aus den besten Österreichischen Qualitätsstählen gearbeitet (Manganstahl). Zweitens ist an i hnen der i 11 der Renaissance angestrebte Übergang vom E i sen schnitte :r.11111 St a h I schnitt vollständig bewi1ltigt. Der notwendige Härtennterschied zwiscl1e11 Werkzeug nnd Arbeitstlick konnte in so hohe Stufen verlegt werden, dall sich am „ F iirstcnbergscheu Jagd111esser" selbst wieder Werk ze11gs– qualitätc11 erreichen ließen. Ich durfte närn lich wagen, dieses beso11ders zarte K1111stwerk der heute viele ßeschaner haarsträubend anmutenden technologischen Probe zu 11nterwerfe11, die Spitze des Jagd111csscrs rnit w11chtige11 Scl11i!ge11 eines K11pferha111 1ners durch eine starke Stahlplatte 1111d die Schneide d urch ci11e 11 dicken Eisennagel hindurchrntre iben, ohne daß die l<linge im geringsten bescl1äd igt und ohne daß der scheinbar so zarte, ganz il j our gearbeitete Grilf im geri11gsten verä 11derl wurde. Das Werk ist, dank dem E11tgege11kom111e11 der Fa111ilie11 F ii rs te 11 b e r g– R e c h b er g-W a I der d o r f 1, l eicht zugiinglich 1111d zurzei t an! einer Art lksi chtigungswanderfahrt i1n In- und Auslande begriffen. An je11e111 denkwürdigen Tage des Besuches des Dentschen Ka isers war es z. 13. auf l<re11ze11stei11; rnvor in London und Berlin nnd j iingst mI1 J-Iofe zu Stuttgart, a11ge11blicldicl1 in Witkowitz. Die Schilderung 111ci11er heu ti gen Arbeitsweise kö1111(e ebensogut ein Ruch fiillcn, als sie sich mit folgenden kurzen Worten geradeso 11nrnlä11glich andeuten Hißt ; d. h. iJ11 Vergleiche ZIIJIJ Scl1en. Auch ist sie fortwährend iJIJ Wacltseu begriffen, ka11u also wie j ede Kunst nicht in d ie Enge des Wortes gezwängt werden. Zuerst ist ga r nichts cla. - Das i st eben der sich auch clc111 Auftraggeber mitteilende Reiz alles Kunstschaffens. In dicscnr Falle sind auch keine Vorllildcr da 1111d es ist kein Ver– gleichsJ1Jaßstab mit A11derwe itigeJ11 vorhanden. Es gilt 1111 11, fiir den 111eist ganz 1111bcsti 1111nte11 Wunsch nach Schaffung ei11cr Arbeit, der also sehr vie l Freiheit gewährt, ci11 innerliches Bild 211 gewinnen 1111d eine Skizze davon zu entwerfen; oder aher, was für de11 Kü11stler besonders verlockend ist, irgend eine im Sti lle11 längst heru1ngetrage11e Liebli ngsidee in die Welt zu sch11111ggcln. Der erfreu te Auftraggeber steht de111 oft ganz al1111111gslos gege11nber, was tla vorging. In den besten Fällen aber wirkt er selber J1Jit. Ein feinsinniger l<1111stfre11ncl verJ1Jag mit seinen Amegungen oft merkwiirdig befruchtend zu wirken; freilich nm bis 211 eineJ11 gewissen Grade, wo dann die Freiheit des Kii nstlers in ihre vollen Rechte treten J1Juß. Es kann ja ohnehin nie so fort bcgo11ne11 werden. Erst mull bei Dingen, die so viel Zeit in Ansprnch nehmen, die j eweilig gegenwärt ige Arbeit aus der Werkstatt. Dann gibt es i111111cr noch andere Auftriige, die schon viel liinger warten. Aber solche P,111sen schaden nicht; j a oft genug wird das Gege11wiirlige zur Vorstufe des Kii 11ftigen oder ersteres gewinnt auch umgekehrt von letzterem, soweit nur die Preisvereinbarungen vorzu– gehen ermöglichen. Doch eines schönen Morgens ka1111 wieder II e u b e g o 1111 c n werden; a11ge11omme11 z. l:l. mit dein aus den Abbild1111gc11 ersichtlid1en „ l111hofschen Jagdmesser". -- Der technologische Roh– stoff ist eine derbe quadratische Stahl stange, die verhe iß1111gsvoll a11kli11gt, wenn sie deu Amboß trifft. Dazu k11allt nnd knistert das Holzkohlc11fe11er 1111d bald geht es unter zwei fli nken J-lä111rnern a11 die allererste Fo1111geh1111g; nnter sorgfältigster Bcachtimg der Gliihhitze, d ie j a beiJ11 wcitere11 Gelingen so 111 itbesti111J1Jentl ist. Nur nicht zu hell rot! - M it Feile und Drehstali°l wird dann die ge11a11e U111rißfor111 erzielt 1111d nun gilt es, am n111de11 ncgenstand dc11 eigentlichen Entwurf zu kol!lponierc11. Dc11n so bewegte Fliichen lassen sich nicht mit der ebenen Papierfläche allein als Netz oder Sche1na feststellen. Da ich mit dem Konzept stets geradewegs ins harte Material gehe, male ich mir die Details mit Pinsel nnd Älz lack 11 n111ittelbar a11f das Arbeitsstück. Das Ablitzen isl hier 1111r Hilfstechnik, um eine nnvcrwischbare fixe Zeichnung auf der Oberfläche zu gewinnen, die ga r vieles aushalten 111111l. Denn dan11 gcht's mit Gewalt tief ins In nere des Griffes hinein, aber auch J1Jit Bohrern 1111tl Meißel n, die oft so dii nn rnlaufen wie ei11e Nähnadel. Außen 1n11fl zu1 ächst das Material unverletzt stehen bleiben, wie es die Zeicl11111ng fixierte. Das Innere aber 111118 spannweise hern11s. Es 111111l eben, so tapfer, aber ganz vergeblich es sich auch oft wehrt. Erst wenn der Schnitt i11s Innere bis 211111 vo llc11 l lindurchsehen geh1ngen ist, beginnt der Sclmill der plastischen Details 11ach außen hin. Al les mit Werkzeugen, die na!iirlich beim Entwmf scho11 28
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