Meister Atelier für Stahlschnitt in Steyr Gründungsbericht 1910
wurden. Die dekorativen Griffe aus jener Zeit sind beispielsweise ausnahmslos aus mehreren oft in sich wieder gelöteten Teilen an eine Klingeuangel gcrci l1t und a111 Knauf festgcnietcl. Noch einen intcressanteu Schritt hal)cn die Meister der Hochrena issance aufzuweisen. Bisher näm lich hatte es sich ausschließlich um E i senschnitt gehandelt, also um das Eindringen in Arbeitstücke aus Eisen mit Werkzeugen von Stahl. Einzelne Meister aber wagten es 111111, mit ihrer Technik vom Eisengriff auf die Stahlklinge überzugehen. Nur der Fachmann vermag sich einen Begriff zu machen, we lche Schwierigkeiten, aber auch welche Bedeutung fiir die scl1licßliche, tatsächliche und gcbrauchstiich ti ge Fcrtigstell1111g der Arbe it dieser Sch ritt 111it sich brachte. Solche Beispiele des beginnenden Überganges zum St a h !schnitt finden sich nur in weuigcn Kunslsammlungen, von bloßen Riffelungen und Durchbohrungen der Klingen sowie vo I1 Ätzungen natiirlich abge– sehen. Diese seltcneu Beispiele gebeu Zeugnis von ciuer namhaften Steigerung der Wcrkzcugs– qualitliten und von einem bedeutenden technologiscl1e11 Fortscl1ritte in der Beherrschung des Materiales überhaupt. Th omas Rücker, Gottfried Lcygcbc und Leone Le o ni g ingeu auch vom Relief mm Schnitt von Vollfiguren über. Ab er an e ine i1 j o 11 r -Ar bc i I d II r c h H erausschne i den v i elf i gu ri ger Darste l lu n gen aus dc111 Vol l e 11, d. h. aus Schmi edestücken, d i e i n sich e in Material ganzes bilden, wagte sich selbst die H och r ena i ssance ni c ht. Es war seh r freundlich, das mir zu überlassen! Der Wiederverfall des Eisenschnittes nach der Renaissance und der Barocke darf wohl nur ganz vorsichtig mit dem auf den Zusammenbruch der Antike folgenden verglichen werden. Denn der kulturelle Rückschlag war ja viel weniger tragisch und folgenschwer. Das gerade im Eisenschnitte und im beginnenden Stahlschnitte wieder die ganze Tradition zum Erlöschen kam, ist woh l auch ein Beweis seiner Rahrheit überhaupt. Ocr nach der kl assischen Antike schier entwurzelte Sta 111rn, sozusagen der eiserne Bestand an technologischer Bewältigung des Materiales, blieb ja bestehen, aber 11111 die seltene Blüte wars geschehen. Die schon aus der Hochkultur der Renaissance selbst hera11skei111enden heißen Kämpfe 11111 111a11cl1 begehrenswerten Dcsitz, dann die der Kunst stets abtr!iglichcn Mnch(verscl,iebungcn, die in zahllosen Fällen Leben und Freiheit der Meister bedrohten, oder diese Freiheit in knechti sch gebundenen Schulz verwandeln, all das läßt es verstehen, daß es nach dem Dreißigjährigen Kriege nur mehr wenige namhaftere Meister des Eiscnsclmiltes gab. Diese vielen und langen Kriege wirkten wohl auch dadurch reduzierend, daß es a111 Ambos mehr einer Massen- als einer Qualitäts– produktion nachzugehen galt. Aber so allgemein auch der Kulturrücksch lag war, erstanden und lebten doch vereinzelte Geister, die bis zu Goe t hes mächtiger, d ie k lassische An tike und die Rena issance neu vor Augen rückender Persönlichkeit hinauf, das überlieferte Beste vergangener Kulturen für sich und Hir die Allgemeinheit zu reiten vermochten. Möge es nns gelingen, dies Erbe angesichts der warnenden Rückschlagsbeispiele und Rückschlagskeime zu bewahren! Mehr noch: Trachten wir es so zu entwickeln, wie es selbstbewußten Völkern geziemt : 1 n n e 11er Durchdringung mit de111 eigenen nat i o n a l en Wesen. Ganz so, wie in der ersten und zweiten Bliitezci t des Eisenschnittes, war fiir die dritte das vorherige Heranreifen des technologischen Grundstockes erforderl ich; und nali.ir lich erst die Bewältigung all jener vom A111boß weg zu dmchlaufcndcn Vorstufen konnte 111ich auf oft recht empirischen Pfaden in die Lage setzen, mit den heutigen Freunden und Schätzern meiner Kunst in Kontakt zu treten, d. h. von ihnen gesucht zu werden; was fiir mich eben so unerläßlich war, wir einst das Interesse der Helden, Jäger 1111d K1111slfre11ndc der klassischen Zeilen den alten Meistern. Ja, icl1 glaube sogar, dall ich besonders ohne die langjährige verständnisvolle Beriihrung mit dem Grafen Franz La 111 be r g nach meinen ersten empirischen Versuchen v ielleicht wieder jämmerlich reduz iert worden wäre. Diese ersten Versuche waren ja nur ein unbewußt.es Tasten, noch lange kein bewußter Überblick, wie er mir heute mögl ich ist. Dank weiterer, älmlicher Förderung ist es mir dann i111 Verlaufe von etwa anderihalb Jahrzehnten gelungen, wieder vom FHichendckor ausgehend, noch erheblich über den Stand des Kunstzwei ges zur Zeit seiner Blüte in der Renaissance hi11a11sz11ko111111e11. Meine Stahlschnittwerke bestel1e11 erstens nicht mehr aus zusammengefligtcn Teilen, sondern bilden bis in die fei nen ä 25
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