Meister Atelier für Stahlschnitt in Steyr Gründungsbericht 1910

dessen Haupttätigkeit sich in Berlin entfaltete, wohin er vorn Großen Kurfürsten gezogen ward. Mil den Kl ingen von Hort 11 n o de A q 11 irr e d. J., dann dem deutschen Meister R II d o I f sowie mit P h i I i p p Chr i s I o p h Be cke r, der aber kein den g,111ze11 l<.11nstzweig beherrschender Meister, sondern nur mehr ein • verzierender· Graveur 11nd Medailleur war, führt die Tradition, immer spärlicher werdend, noch bis zum letzten namhafteren Kiinstler D i 11 g I in ge r iiber die Wende des XVII. ins XVlll. Jahrhundert hinüber. Hier brach si e vo llsWndig 11nd lange dauernd ab. Diesem Verlau fe der Entwickl1111g der Stahlschneide k 1111 s t entspricht 11aliirlich auch die Geschichte der Stahlscl,neidetech n i k. Wi r sehen in der klassischen Antike die Uranfänge der Eise11 - gewin1111ng und der beginnenden Bearbei tung. Wir können uns lebha ft vcrgegenwär!igcn, wi e die guten Allen über die Entdeckung der Härtestei gerungen Zll S t ah 1, die sie sich lange Zeil natiirlich nicht erklilren konnten, verwundert und geheimnisvoll getan haben 111ochtc11; dann, wi e sie dieses weltbewegende Geschenk der Natur für die menschliche 1(111tur, vielleich t 11ntcr zahllosen Rück– fällen, allmäl1lich herausgelauscht haben mochten, 11m in kindlicher, erfahn111gsarmcr Unbeholfenheit das gewonnene Arbeitsllick zum Werkzeug 211 stei gern und mit diesem wieder eine neue Steigerung zu erreichen, bis das Knochenmesser, das Steinbeil 1111d das Bronzeschwert beschämt im Winkel lagen und die neue Wehr den Herd beschiilzte, d ie 11c11e Axt ein neues Heim schuf, das neue härtere, schärfere Messer es mit ti eferc11 Kerben der Gottheit weihte und . . z u versc hö 11 en b eg a 1111; das Messer, diese Urform aller Werkzeuge ! - Solch veredelnde T riebe 111ochten dann nach Maßgabe der fortschritte i11 der rein techn ischen und tecl111ologische11 ßewältig1111g des neuen Materiales w den ersten eingeschlagenen Punkten a111 glühe11de11 Gegenstand 1111d zweifellos viel später ers t zu den ersten, mi t primitiven Werk ze 11gspitze 11 auf kalle111 Wege zustande gebrachten Linien und Ziermotiven auf Eisen geführt haben. Al linählich wurden dann das techn isch Kl obige, das Unförmliche, kurz, die Ki11derscl111he jedes technologi schen An laufes der menschlichen l(ultm abgestreift; und so wi e i111 Tempelbau, in den Werken der Plastik und in allem, 111ußt c auch di e T echno l og i e des E i se n s und Stahl es d i e ha r moni s ch e n Übergä11ge z11111 Ku 11 s t schaffe 11 find c 11. Hier wie in allen ~p~ tcre 11 Bl ütezeiten des Eisenschni ttes war es ursprünglich unverkennbar einerseits der Schönheitssinn des Helden, der sein Volk beschützte und im Frieden der lrnlturclle Ahne des Jägers und 1(1111stfre11ndcs von heute war, anderscils das wachsende Können der bald weit l1i11 bekannt werdenden 1111d 1nit Aufträgen iiberhäuflcn Meister, welche in steter gegenseiti ger Anregung an Wehr und Waffen i111111cr Besseres und Schöneres schufen. Das Unförmliche mußte dem Zweckmäßigen und Schö11c11 weichen; Material– ec hth ei t aber i st überhaupt ein Grnndzug aller gute11 Werkkunst. Und wenn man es im Eisen– schnitte nur bis z 11111 Oberflächendekor an Rii sl zeug und Waffen brnchte, so beweist dies nur, daß man damals auch bci1n besten Willen nicht tiefer einrnd ringen vermochte. Daß der nun chronol ogisch folgende ungeheure Rückschlag das Mittelalter hindurch nicht allein ein künst leri scher, sondern insbesondert auch ein technologischer war, habe ich frühe r schon hervorgehoben. Der Stand der Dinge nach der Vö lkerwanderung war, abgesehen von den überall verstreuten Triirn111ern der allen Schönheit 1111d dcre11 letzten Regungen, ungefäh r ver– gleichbar dem Stande w r Zeit der Staatengriindungen im Altertume. lntercssau t ist nun das technologisch sich gauz in gleichen Schrilte11 vollziehende Ansteigen der Arbe itsq11aliliiten, bis aus der gewaltigen Anzahl von Lehrjahren der romanischen Stilepoche, durch die schon hoch– entwickelte gotische hindurch, mit dem Eintritte in die Frührenaissance ungefähr wi eder die einstige Vo llendung der klassischen Antike im Flachdekor an Waffen 1111d Riist11ngen erreicht und teilweise bereits übertroffen wurde. Die besten Meister blieben aber bald nicht mehr beim Flach– dekor stehen. Während sie diesen an der Schutzwaffe, an Schild und Harnisch zu prachtvoller Vollendung führten, trat für die Ang riffswaffe, für Schwert-, Degen-, Dolch- und Jagdmesserg1iffc, auch noch für Gewehrteile, eine neue T ech nik hi11211, die am besten als ein den stets freier werdenden Kunstformen immer mehr en tsprechendes, i 111 111 e r prä z i s er w e r d c 11 d c s B o 11r e 11 und als ein T i e fereindrin ge n der W e rk ze u ge üb er haupt zu bezeichnen ist. Soweit man damit für die beabsichti gte künstlerische Wirkung noch nicht ~uslangen konnte, scl111f man in Te i I en, die dann durch mechanische Bindung, Nietu11g 1111d auch H artlötung aneinander gefiigl 24

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