Meister Atelier für Stahlschnitt in Steyr Gründungsbericht 1910

von l(u11stsi1111, sondern auch ein Zeichen dafnr sehen, daß die l II d ustrie als solche, ins– besondere die irroßindustriclle Rohst0Hproduktio11, qualitative Vollemluugstechniken schon vorn rein ka11!111ä1111 ische11 Standpunkte aus zu fördern bereit ist. Sr. Ex1.cllenz dc111 Herrn Minister Dr. Ge ßm a 1111 persönlich ist es zu danken, daß nun mit der Errichtung des neuen, end lich !Ur meine Stahlschnittarbeiten ganz geeigneten Ateliers vorgegangen werden kann. Es ist damit vielleicht gliicklich dokumentiert, daß die kiinstlcrischc Qualitätsbewegung in Österreich Z II k 1111 II vo r sich hat 1111d daß der Weg ein ric litiger ist, de11 diese Q11aliUitsbeweg1111g aus eigener Kraft ei11geschlaj!c11 hat. Mil Da11k i111 Herzen !iir alle Förderung, die ich erfahren habe, bin ich mir also vollkom111e11 klar iiber das k!instlerische 1111d wirtschaftliche Fortkommen j1111ger Talente vo11 a11sgesprochener Begab1111g, die sich mir bereits anzuschließen begi1111e11. Die Urteile auslä11discher Fachmänner, wie das vo11 Ca 111ille Pag e in sei11e111 auf die Erg-eb– nissc der Pari ser Weltausstellung 1900 au!geba11te11 Werke .La Coutellerie"") 11. a. iiherhebc11 mich der heiklen Aufgabe, etwa selbst erst betonen zu sollen, daß hier ein Fall von Qualitätsproduktion vorliegt, der sei11er Eigenart nach im Auslande nicht erreicht wird und in tech 11ologischer ße7iehu11g dem Österreichischen Stahle sowie de111 Rufe se i11cr a11erka1111te11 Giitc 1111d Verltifllichkeit zustatten ko111111t. In k ii II s t I e r i sche r Beziehu11g- aber !iihlte ich mich scho11 oft vö llig hescht1ml gegenüber den viel zu a11szeichne11de11 Urteile11 und Publikationen vo11 Kunsthistorikern, wie der beiden Leischi11g (Wie11 und ßril1111), Armin Friedmann, Friedrich Stern, Servaes, Sclig-man11, ll evcsi, Dr. Hecht, Lychd orff, Lux 11. a. "'*) Ich bitte auch, bei der Bcsich– tig1111g der hier g-cbrachte11 Abb ild1111ge11 zu erw;1gcn, dall selbst die besten Wiedergaben die il jour-Partien dieser Arbeite11 kaum beurteilen lassen. Am gii11stigstcn wiire es natiirlich, eine jener Stahlschnittarbeiten, z. 8. das in vier A11sichte11 abgebildete "1111 h o f s c h e Jagd 111 c s s er·, in die l la11d reichen zu kö1111c11. De11 11 sehen ist i11 der Knnst alles, Beschreiben fast nichts. So mochten auch die guten :ilten Meister der klassischen Antike gedacht haben, dc1111 die Überlieferungen, die doch von so vielen Einzelheiten berichten, zeigen, daß sie durchaus nicht redselig warcu. Ja, nur einen einzil!'CII jener lieben, fre1111dlid1 «'inlndl'nden Herren, wie sie heute die K1111st fiir .Jahrla11se11dc verbuchen, hätte ich euch i11 eure ein-, zwei- oder dreiw1l11digen antiken Werkstllttcn scl1icken mögen. Da hätte es kei11 Entri1111c11 gegeben. So wie ich es n10111cntan 11111 111118, hättet ihr den Hammer eine Weile mit dem Griffel vertauschen müssen und s01111cnklar läge es heute, sorg[ällig- ausg-egraben vor uns, daß die erste Blüte des Eisenschnittes bis 211 ~inem Grnde, den wir, ohne solche Handhaben, als Tatsachen schwer bestimmen können, zweifellos schon von der Kunst der k I a s s·i s c h e II An t ike hervorgebrach t wurde. Soviel aber ist sicher, daß diese erste ßliilezeit nicht besond~rs tiel ins Material eingedrungen ist, ja sich wohl aus– schließlich im Ob e rf I ä c h c II de kor bewegte, diesen auch durch Auftreiben von der Riickscite belebend, wo es sich 11111 gehämmerte Platten handelte. Wie ich im weiteren klar1.1 1111ache11 trachten werde, wohnt g-anz besonders dieser iibennüti gen Kunst von Anbeginn die tcchnoloj!ischc Triebkraft, ja die zwingende Notwendigkeit inne, mit jedem künstlerischen Fortschritte auch die Eigenschaften, also den technologischen Wert des Materiales 211 steigern, an dem und mit dem sie arbeitet. *) .La Coutellcric dcpuls 1·origi11c j11sq11•,, nos jo11rs. La fahricnlion nncicnnc et moderne.• Par Camillc l'n gc. hnprim,•rie H. Rivii:rc, Chatellcrn11tl. Bisher vier B:lndc crsd1kne11. (Ch:1tellcra11 lt zniltt seit dem XVI. Ja l1rl1111ulcrl zu den namhafteslcn lranzösisd1cn Industriezentren fiir die erst11.1ndige Erzeugung 1•011 Messern, Scheren und Slahlarbdlcn Oberhaupt.) *") Dr. Ednnrd Lei s c hi ng in .Kunst und Knnsthandwcrk", IV. Jahrg,111g, 2. Heft; femcr .Die W1c<ler– belch1111g einer höheren Stahthearbcilung in Ohe1österreich", gedruckt hel J. Wimmer, Linz; Julius 1. e i s c h i II g i11 der .Werkkunst", 1. Jahrgang, 17. lieft; Am1i11 Fr i ,·dma11n in der .Wiener Zeitung• vom 26. l'd1nrnr 1901 und vom 6. November 1907; Franz Sc r I' a c s in der .Neuen l'reien Pre,sc" 1'0111 J!l. J\l:trz 1!101 ; A. F. Se I i g III an n in der .Neuen freien Presse' 1·0111 2. No1·br. 1907 und 1·om 24. Juni 1910; l'rled. Stern im .Neuen Wiener Tagblatl" l'Om 15. f ebr. 1901 1111d vom 30. Augusl 1910; 11 c v es i im .Fremdenhlntl" 1·0111 21. M;irz J!)()J; J. A. L11, In der .Zeit" vom 3. M:tn 1903 ; Dr. H c c h I in .Osterreichs Ill ustri erter Zeitung• vom 2!). J1111i 1902 1111d . in Reise und Sport•, Juni l!HO. lieft 6; Lyc h clorfl in der Linzer .Tages-Post" vom 24. April l!)()f; ferner in der .Woche• rnm 30. No1·e111ber 1907: Karl J u II k er in der .Leipziga lllnstrierlen 7.l'i111ng" 1·0111 17. Dezember 19()8; Dr. llclnrich Pud o r in der .l'ranklurter 7.cituug•, erstes Morgenblall 1·0111 5. J:inner 1909 und in .Über Land und Meer", Band 103, Hell 15; Dr. Jlans Schmidkunz im .Tcchni,chcn Magazin", 13crlin l!l09, lieh 3; J111ins R. Haar haus iu „Wild und llund", 1910, lieft 18, Verlag Pani Parcy, Berlin S. W. Neuestens Rudolf llolzcr 11. a. 22

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