Meister Atelier für Stahlschnitt in Steyr Gründungsbericht 1910

geleiteten a!lgemeinen „ Produk tionsförderung" im Sinne der j üngsten Thronrede gemacht werden können und ob dieser staatliche Dienstzweig zugunsten einer ausgesprochenen „ Qua I i t ä t S· produkt i o n" in Kunstindustrie, Kun s t gewe r be, Kun sthandwerk und Kun s t, daher für ein vollendetes Zusammenführen und Vcrsch111elzen aller dahin strebenden technolo– gischen und künstlerischen Werte, weiter ausgebildet werden kann. Hierfür miißten woh l auch die geltenden, Dr. M enge r zu dankenden, heule aber doch schon einschränkend wirkenden Bestimmungen, vielleicht wieder im parlamentarischen Wege, erweitert werden. Sie waren für den Anfang gewiß gut, sind aber, so scheint es mir, nun ein zu enges Kleid geworden. Denn darüber wird man sich heute immer kl arer, daß über all den bisheri gen Versuchen, den G c werbest an d als solchen zu organisieren und zu kräfti gen, die Förderung des strebsa111en c in ze In e n Meisters nicht übersehen werden darf; es muß vermieden werden, daß die Untersliitzung, welche die kooperierte Schwäc h e nun schon auf alle mögliche Weise findet, zur Hemmung der allein– stehenden Kr af t führe. Wo selbsttätiges Schaffen zu wecken war, hat sich der Segen stets erwiesen. Zngunsten des Erblühens einer gediegenen Qualitätsproduktion sind g lücklicherweise gegenwärtig starke Mächte einzutreten im Begriffe, näm lich die ganze kulturelle Entwicklung in allen weslemopäischcn Ländern; vielleicht wird sogar Nordamerika nach den letzten Krisen umso nachdrücklicher nach Wirklichkeit, Gediegenheit und Qualität streben. Sc h c in und Sein will sich in aller Welt aufs neue decken; sogar weit mehr im Interesse des ersteren äls des letzteren. Der Einzelne vermag freilich nur in gänz bescheidenem Malle beizutragen zur Gangbarmachung dieser neuen Wege. Sei es durch eine Anregung zur rechten Zeit oder durch persönliches Ein– treten bei passender Gelegenheit, sei es durch die überzeugende Darlegung gewonnener Erfahrnngen und feststehender Fälle aus dem praktischen Leben. Dennoch gewinnt manchmal auch d ie Ein– zelheit Bedeutung und ein an sich kleines H inzutun vermag oft unerwartet schnell den Strom– kreis latenter Energien zusammenzuschließen und sie mit Nützung glcichstrehender UmsWndc Zll mächtiger Wirkung zu bringen. Vielleicht war es mir in meinem Leben gegönnt, eine allerdings recht bescheidene Energieeinheit für die weitere Erzielung eines solchen Stro111kreiscs beizutragen . Ich freue mich auch, darauf verweisen zn können, daß in einem, in dieser Zei tschrift vor kurzem veröffentlichten Referate*) mit geübtem Ohre manch fe rne Ha1n111erschläge der modernen kunstgewerblichen Bewegung erlauscht wurden, zu deren überzeugten Vertretern ich hinsichtlich der Qualitätsidee mit meinen Stahlschnittarbeiten seit vielen Jahren gel1öre und die ich begrüße, wei l ich sie erwartete, kommen sah und bei manch frühere r Gelegenheit ankiindigte,-X-*J als eine Bewegung, die geradezu berufen erscheint zur Überbrückung der bisherigen bösen Kluft zwischen dem fundamentalen handwerklichen Können und der auf alles mehr psychisch, mehr universell einwirkenden Kunst. Nicht einmal harte Grenzen dürfen, wie in j enem Referate ganz richtig gesagt wird, weiterhin zwischen diesen beiden Tätigkeitsgebieten gezogen werden, deren 111 ö g I ich s t inn i ge Vereinun g gerade die Qu el l e a ll er Meisterl e i stu ngen ist und von deren ha r 111 o 11 i scher Steiger u n g wir allein das erwarten können, was unter der vielleicht ri chtigsten Bezeichnung „Qua l itätsproduktion" von allen Einsichtigen immer mehr als das künftig Anzustrebende erkannt wird. Es möge nur, in der Kunst völlig frei, in den übrigen für die Qualitätsprodul<tion in Betracht kommenden Belangen mit möglichst wenig gebundener Marschroute den persönlich L e i st u ngsfähige n ins V o r dertreffen geholfen werden. Werda erst fragen müßte : ,.wie und woh i 11 ?", der gehört freilich nicht zu diesen . Vielleicht kommt sogar gerade zum Segen der Schwächeren eine Zeit, da der Hebel überhaupt wieder mehr bei der Kraft angesetzt wird. Dann ist auch um j ene Schwächeren weniger Sorge, denn „ wo Köni ge bann, haben die Kärrner zu tun" . *) Vgl. Dr. A. Vetter, .Die moderne kunstgewerbliche Bewegung•, im 1. Hefte des II. J;ihrgaugcs der ,.Annalen.• **) Vgl. meinen Bericht an die Niederösterrcichische Handels- und Gewerbekammer: "Eisen- und Stahlarbeiten auf der Pariser Wcltausstc lh111g 1900 und Betrachtungen iibcr das Kunstgewerbe 11111 die J;ihrlmndcrtwcncle"; ferner meine unpolitische Studie: .,Ein modernes Staatssckrefariat fiir Kunst und Arbeit in Öskrrcich •, seit Anfang 1906 unter Verzicht au f die Öffentlichkeit von l l aml zu Hand gchcud. 20

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